Ruheräume und andere Lästigkeiten

Ich geb’s zu, ich bin nicht so der Thermenfan! Dieses stressige Herumchillen löst in mir irgendwie eine innere Unruhe aus und die vielen ausdruckslos-ratlosen Gesichter in den außen- wie innenliegenden Gemeinschaftsbadewannen machen mir irgendwie Angst. Entspannung ist bei mir immer auch mit ein wenig Ruhe verbunden und die finde ich in den Wellnesstempeln kaum. Und auch die Gäste in den sogenannten Ruheräumen leiden manchmal unter dem individuellen Entspannungsverhalten der Thermal-Individualisten.

Aus Gründen der häuslich-ehelichen Harmonie beuge ich mich aber gerne dem Gebot eines jährlichen Thermenbesuches. Diese werden jährlich gewechselt, damit ich mich nicht schon bei der Anreise mit blöden Bemerkungen über das zu Erwartende unbeliebt machen kann. In diesem Jahr war es eine wunderbare Felsentherme im Waldviertel. Nachdem wir unsere Liegen in Beschlag genommen und gegen eine feindliche Übernahme gesichert hatten, absolvierten wir die Pflichtübungen (Innenbecken, Außenbecken, Sprudelbecken, Wirbelbad), dann noch die Kür mit der Aromasauna (die Aromanoten-Angaben erspare ich Ihnen hier) und anschließend durften wir endlich in den Ruheraum. Und wie schön der war! Ein großzügiger, ruhiger und runder Raum, mit einem großen Feuerplatz in der Mitte (echtes Feuer, aber hinter Glas … warum weiß ich nicht) und fast zur Hälfte verglast, mit Blick auf einen vom Frühjahrsnebel verhangenen Waldviertler Zaubersee.

Die eine Hälfte der Liegen war von einer Damensaunarunde belegt, deren Mitglieder sich im Flüsterton unterhielten und dabei entspannten. Auf der Fensterseite lag ein etwas beleibterer Herr, sonst war alles frei. Mit einem Anstandsabstand von mehreren Liegen brachten auch wir unsere erschöpften Leiber in Ruhestellung und lauschten der leisen computergenerierten Entspannungsmusik, die ich mit geübter Eloquenz zu ignorieren versuchte. Und siehe da, es war wirklich ruhig und fast leise.

Aber nur kurz! Denn plötzlich begann der „Herr“ neben uns völlig ungehemmt zu schnarchen! Erst nur kurz, quasi zum Auftakt mit ein paar zärtlichen Grunzern, um dann zu einer Ouvertüre anzusetzen, die an einen Dinosaurierangriff erinnerte! Das immer lauter werdende Getöse wurde zwischendurch mit erstickungsähnlichen Atemversuchen durchsetzt und löste neben der Sorge um den Entspannungskollegen auch ein wenig Heiterkeit bei uns aus. Noch mehr Heiterkeit löste es anscheinend bei der gegenüberliegenden Damenrunde aus, denn die begannen erst leise, doch bald darauf ungehemmt zu kudern und zu prusten. Eine Dame aus dieser Runde hatte noch dazu ein Lachverhalten mit ähnlichen Erstickungsanfällen wie ihr schnarchendes Gegenüber, was die Sache noch verschärfte. Allgemeine Fröhlichkeit ging durch den Raum und es versuchten alle mit ihrnem Lachbedürfnis möglichst diskret umzugehen, was von Lachanfall zu Lachanfall schwieriger wurde. Und so kam, was kommen musste: Der schnarchende Grund unserer Heiterkeit erwachte wegen des Lachpegels im Raum – und schlagartig wurde es still. Man konnte die unterdrückte Spannung der einzelnen Zwerchfelle fast spüren. Hier war etwas kurz vor einer Explosion. Und unser Schnarcher explodierte als erster! Er setzte sich auf seiner Liege auf und rief in das angespannte Liegenrund: „A waun des koan interessiert, aber des is a RUHERAUM!“
Jetzt konnte sich niemand mehr halten! Wie auf Kommando begann der ganze Raum vor Lachen zu erbeben. Um mich vor den bösen Blicken des Nachbarn zu schützen, drehte ich den Kopf in Richtung meiner Frau, der die Lachtränen schon waagrecht aus den Augen schossen. Entnervt und zornig stand der Schnarcher plötzlich auf, band sich vorwurfsvoll sein Handtuch um, und verließ mit abfälligem Blick den Ruheraum. Wir konnten uns endlich in Ruhe auslachen …

Der arme Kerl. Wenn der gewusst hätte, warum wir lachen, hätte er es vielleicht auch lustig gehabt. So kann er sich nur mit dem Gedanken trösten, dass er sich den Ruheraum anscheinend mit ein paar ignoranten Deppen geteilt hat! Aber vielleicht hat er ja Glück und liest irgendwann diese Geschichte …

Jimmy Schlager – ewig Euer!

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