10 Jahre Jimmy Schlager: Aus eigener Kraft

Uns verbinden nicht nur das zehnjährige Jubiläum in diesem Jahr und die Liebe zum Weinviertel. auch Jimmy Schlager hat es aus eigener Kraft hierher geschafft. eine Hommage.

Kurz vor Weihnachten haben wir es endlich wieder zu einem seiner Konzerte geschafft. Mit dem Weihnachtsprogramm „Klingelingeling“ füllte er Säle in Wien, Niederösterreich und im Burgenland, zum Abschluss der Weihnachtstour stand Jimmy Schlager mit seinen „vier heiligen drei Königen“ in Mistelbach vor ausverkauftem Saal auf der Bühne.

ERZÄHLT VON LILLY DIPPOLD

 

Ein letztes Mal in diesem Jahr gab er seine Geschichten und G‘schichtln rund um das Christkind und Weihnachten zum Besten. Wie es sich für einen Slang-Pop-Poeten gehört, ganz authentisch in Mundart und eben so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und erntet damit schallendes Gelächter und tosenden Applaus.

Nach dem Konzert konnte man seine CDs, Merchandising-Artikel wie Sprüche-Leiberl, „Fän-Bägs“und natürlich sein neues Liederbuch kaufen. Vor allem aber gab‘s da Jimmy Schlager live, was unglaublich viele der Konzertbesucher nützten. Für Autogramme und Selfies, Händeschütteln und Umarmungen – eben Jimmy zum Angreifen, wie er leibt und lebt, ganz ohne Starallüren oder Berührungsängste.

Seit bald zehn Jahren sind wir einander nun schon Wegbegleiter und ich erinnere mich zurück an seine letzten Auftritte bei der Sommerszene Gänserndorf, wo er mit Chris Heller mit Schlager-Persiflagen die Bühne rockte, und an die erste CD-Präsentation, bei der vergleichsweise schmächtiges Publikum, meist in Form von Freunden und Bekannten den Raum füllten. Schritt für Schritt ist Hans Peter Stadlbauer, wie der gebürtige Ebenthaler eigentlich heißt, seinen Weg vom Schlagerinterpreten zum gefragten Musik-Kabarettisten gegangen, auch wenn er manchmal schon ganz schön steil und steinig war. Und hat sich dabei auch musikalisch sukzessive weiterentwickelt, was seinen Radius kontinuierlich erweitert hat.

Getextet und komponiert wird hier selbst, auch die CDs und Videos sind Eigenproduktionen und lange Zeit hat sich der Weinviertler Schmähführer selber vermarktet. „Mein Erfolg ist auch einigen hilfreichen Menschen zu verdanken, wie dem Kabarettisten Klaus Eckel, der auf uns steht und uns in der Wiener Szene eingeführt hat, oder Roland Düringer und Heini Staudinger, um nur einige zu nennen“, ist Jimmy dankbar für wichtige Begegnungen in den vergangenen Jahren, die ihn Stück für Stück aus dem Weinviertel in die Welt hinaus führten. „Und natürlich hat sich auch viel seit unserer Zusammenarbeit mit der erfahrenen Agentin Sabine Liebhart getan, die für uns das Booking übernimmt. Das hat uns einen gehörigen Schub verpasst.“

Wenn er auch in seinen Geschichten und Texten mit scharfen Pfeilen auf die Lachmuskeln zielt, sieht sich Jimmy doch in erster Linie als Musiker. Und legt dabei größten Wert auf die Begleitung seiner Band. „Das heißt zwar, dass wir jede Gage durch fünf teilen müssen, aber das macht sich einfach durch die Qualität unserer Auftritte bezahlt.“ Und der Spaß, den die Musiker auf der Bühne miteinander haben, sprüht wie ein Funkenregen auf das Publikum nieder und steckt noch weiter an. „Ich möchte nicht alleine da oben stehen und fünfhundert Leute unterhalten müssen.“

Die Energie der Gruppe ist dem Künstler aber schon im Vorfeld wichtig. „Wir machen ja alles gemeinsam. Ich bringe meine Texte mit und dann gibt‘s ehrliches Feedback. Das ist für mich ein wichtiger Prozess, dass wir miteinander an allem so lange feilen, bis es für uns alle passt“ – was auch der dritten CD ihren Titel „Guad is“ beschert hat.

Vor Ideenmangel muss sich Jimmy nicht fürchten (den „Schlager“ hätte er ja im Laufe der Zeit gerne weggelassen, um keine falsche Fährte zu legen, aber da war er als solcher einfach schon zu bekannt für einen Namenswechsel), denn der philosophische Beobachter bringt zu Papier, was das Leben ringsum eben so zeigt, geadelt von bekannt feiner Klinge, gewürzt mit echtem Weinviertler Schmäh, aber stets mit liebevollem Blick auf die menschlichen Schwächen. Egal ob er die ungarischen Zahntouristen aufs Korn nimmt (Mosonmagyarovar) oder den Frust, den so manch künstliche Autorität verströmt (Werden Sie gestreichelt?) .

So werden viele seiner Geschichten zwar im Weinviertel geboren, haben aber doch ihre Allgemeingültigkeit. „Da sagen mir schon auch mal Leute in Tirol, dass sie einen Nachbarn haben, der genauso is …“, lacht der Barde, der die Nähe zu seinem Publikum sehr schätzt.

Erfolgsmomente am laufenden Band

Wer das Wirken des Weinviertlers so wie wir mitverfolgt, kann gut erkennen, wie sein Weg gemächlich bergauf führt. Wie bei den meisten Selfmade-Menschen war es zwar kein Katapult-Start, dafür aber eine solide kontinuierliche Weiterentwicklung, an der der Künstler fleißig gearbeitet hat, und die sich sowohl musikalisch, als auch in der Feinheit seiner Texte niederschlägt.

Längst säumen bereits einige Highlights in den letzten Jahren Jimmys Erfolgsweg. Durch und mit Roland Düringer bekam er ein Podium auf Puls4, wo der Comedian neben dem Interview auch die (erste) CD „bei uns dahaam“ präsentierte und bei „Licht ins Dunkel“ erklangen 2016 das weihnachtliche „Unterm Christbaam“ und „Barbara Baba“, das auch auf der Licht ins Dunkel-CD 2016/17 mit von der Partie ist.

Ein tolles Portrait mit Aussicht auf unser schönes Weinviertel brachte „heute leben“ auf ORF1. Während er hier über seinen Werdegang zum Jimmy – „mein Bruder brauchte einen zum Cowboy spielen und das musste ein Jimmy sein“ – und seinen persönlichen Zugang zu Satire plaudert, untermalte die ORF-Redaktion dies mit dem Namensinsert „Karlheinz Stadlober“ noch eindrucksvoll. Auch beim letzten Donauinselfest konnte man Jimmy Schlager & Band live erleben und zusammen mit Christoph Helm an der Gitarre und „Werden Sie gestreichelt“ erntete er live bei den „Pratersternen“ in ORF1 Riesenapplaus.

Erfolgsrezepte Musik-Kabarett

Sein Weg ebnete sich immer mehr in Richtung Musik-Kabarett, so ist Jimmy auch mit der „Langen Nacht des Kabaretts“ auf unzähligen Bühnen Österreichs in Wien, Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark zu sehen. Diese Entwicklung gab den Weg in die großen Wiener Veranstaltungsstätten wie die Kulisse, den Wiener Stadtsaal oder das Orpheum und damit zum Wiener Publikum frei, was für den Weinviertler wohl noch so einige neue Türen öffnen wird.

Mit dem Begriff Musik-Kabarett kann sich Jimmy, der es sich mit seiner Familie seit einigen Jahren in Matzen gemütlich macht, gut leben. Wenngleich er seine Geschichten mit Witz vermitteln mag und Menschen damit nicht nur zum Nachdenken, sondern vor allem zum Lachen bringen möchte, behält die Musik dabei auch ihren wichtigen Stellenwert. Und damit lehnt er sich bei unserem gemütlichen Frühstück in seiner karierten Pyjamahose im Sessel zurück und signalisiert seine vollste Zufriedenheit mit dem Lauf der Dinge.

Weinviertler Geschichtenerzähler

Und weil ihm auch das Schreiben ein solches Vergnügen bereitet, hat er Ende vergangenen Jahres nun sein erstes Buch veröffentlicht. Noch hat er sich dabei nicht ganz von seiner Musik getrennt, sondern Liedertexte und Noten mit Texten vermischt, gerade so, wie er auch bei seinen Bühnenauftritten das Programm mit den Zwischenmoderationen auflockert. Noch hat er sogar auf einen ISBN-Code verzichtet, – „Waaßt eh, des hat dann schnell fertig sei miassn“ – sodass das Liederbuch vorderhand nur bei Konzerten und im Webshop erhältlich ist. Doch immer stärker wird das innere Drängen und „ich hab schon so viele Geschichten gesammelt“, dass der Plan von einem Buch immer mehr Gestalt annimmt.

Man darf also durchaus gespannt sein, was der Feder von Jimmy Schlager in nächster Zeit noch so alles entspringen wird … wir freu‘n uns schon drauf!

Ausgabe: 0118 Weinviertlerin
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