Voller Erfolg: Kultur am Land

Das Pilotprojekt von Kultur am Land wurde voller Erfolg und der Rathaussaal platzte Ende Mai aus allen Nähten, als Erwin Riess sein jüngstes Buch Herr Groll im Schatten der Karawanken in Obermarkersdorf vorstellte. Mehr als 60 Besucher – vorwiegend aus Schrattenthal, Retz, aber auch aus Wien und sogar Baden – begleiteten die Hauptfigur, Herrn Groll, in die dunklen und heiteren Seiten rund um malerische Kärntner Seen, menschlichen Abgründe und heiter-sarkastischen Wortwitz.

Aus der Überzeugung, dass sich Kultur und Land durchaus verbinden lassen, wenn die Bevölkerung mit eingebunden wird, entstand die Idee, so etwas selbst einfach zu versuchen, so Anna Malleier-Obermair in ihrer Anmoderation. „Es ist uns ein Anliegen, den EinwohnerInnen mit diesem Projekt Unterhaltung vor Haustür anzubieten“, hält Martin Mühlberger, Obmann des Dorferneuerungsvereins, fest. Diese Veranstaltung wurde von Anna & Joachim Malleier und Martin Mühlberger organisiert und vom Dorferneuerungsverein Obermarkersdorf getragen. Und der Erfolg gibt ihnen recht!

Der schon in dritter Auflage erschienene Roman ist Teil einer Kriminalserie rund um den Protagonisten, Herrn Groll, der als rollstuhlfahrender Sozial- und Unternehmensberater (un-)freiwillig  in die Rolle des Hobbydetektivs schlüpft. Der Autor verwebt Vergangenheit und Gegenwart Kärntens zu einem spannenden Werk, in dem Tatsachenberichte wichtiger historischer Persönlichkeiten wie John F. Kennedy ebenso einfließen wie persönliche Schicksale. Trotz dem Abstieg in tiefe menschliche Abgründe vermag der Autor mit spitzer Satire auch die Widersprüchlichkeit des Herrn Groll sichtbar zu machen, als eine Person die einerseits große Zusammenhänge messerscharf analysiert, andererseits jedoch in einer chauvinistisch-männlichen Rolle verhaften bleibt. Besonders hervorzuheben ist, dass die Kriminalserie mit dem rollstuhlfahrenden Protagonisten eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Note erhält, die durchaus wenig mit einer behinderten Opferrolle anfangen kann.

Bemerkenswert war die rege Diskussion im Anschluss an die Lesung, die den breiten Bogen vom autobiographischen Naheverhältnisses zur Romanfigur, dessen Umgang mit Frauen und Sexualität ebenso wie regionale Überlappungen von Grenzregionen umfasste. Besonders die Gemeinden des nördlichen Weinviertels wurden aus einem politischen und wirtschaftlichen Schneewittchenschlaf noch nicht wach geküsst. Infrastruktur wie Gasthäuser, Post, Tankstellen wurden geschlossen, manche Gegenden sind menschenleer, so der Autor. Der Moderator Joachim Malleier fügte hinzu, dass im Jahre 1869 um 600 BewohnerInnen mehr in Schrattenthal ansässig waren, als heute. Hier ist die Politik aufgefordert zu handeln, so der einhellige Tenor der Veranstaltung.

Die Lesung in Obermarkersdorf fand bei einem Achterl Wein und einem Kärtner Reindling einen versöhnlichen und volksverständigen Ausklang, bei dem viele die Chance wahrnahmen, ein signiertes Buch des Autors zu ergattern. Der leere Büchertisch und über 50 verkaufte Bücher beweisen einmal mehr, dass der Wunsch nach Kultur am Land vorhanden ist.

Wer an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, darf sich freuen, denn die Veranstalter denken an eine Fortsetzung der Initiative Kultur am Land, sofern diese auch von öffentlicher Seite mitgetragen wird. Unterstützt wurde der Event diesmal von den Winzern Andrea und Gerald Diem, Daniel Grolly und der Schlosserei Bauer aus Obermarkersdorf.

Presseinfo und Foto: Andrea Malleier-Obermair

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