TWW 33: Wo ein Wille, da ein Weg

Franziska Wohlmann-Pfeifer gründete vor 33 Jahren das Theater Westliches Weinviertel

Schon der kleine knallpinkfarbene Fiat 500, der vor dem TWW parkt, spricht ja eigentlich Bände über seine Besitzerin und die Gründerin des „Theater Westliches Weinviertel“. Kein gewöhnliches Automobil, sondern eines mit Witz und Charme. Das schon ein bisserl auffallen darf. Aber bitteschön nicht allzusehr. Wie passend!

 

Franziska Wohlmann-Pfeifer steht zwar von Kindesbeinen an gerne auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Im Alltagsleben mag sie das Rampenlicht aber nicht so gerne. Da muss es schon ein besonderer Anlass sein, wie beispielsweise das 33-jährige Jubiläum des kleinsten Theaters von Niederösterreich mit Ganzjahresspielbetrieb.

Ein Dritteljahrhundert beweist die Intendantin am TWW nun schon Zähigkeit, Durchhaltevermögen und jede Menge Power, Initiative und Improvisationstalent. Denn es ist beileibe nicht einfach im Weinviertel einen Kulturbetrieb am Leben zu erhalten. Was ist der Motor, der die Kulturschaffende antreibt? Ein Kindheitstraum!

„Ich bin als Kind in Wien nahe der legendären Tschauner Bühne aufgewachsen, die ich auch regelmäßig mit meinen Eltern besucht hatte. Mit fünf Jahren durfte ich dort bei einer Inszenierung von Nestroys Zaubermärchen „Der Verschwender“ mitspielen. Damit war mein Wunsch, Theater zu spielen, besiegelt.“

Auch während ihrer Schulzeit spielte Franziska Theater, verwaltete später die Abonnements für das „Theater der Jugend“ und war so bestimmt zweimal pro Woche bei Vorstellungen.

Noch ein Kindheitstraum

Die großartige Volksschullehrerin ihrer Kindheit entfachte in Franziska Wohlmann-Pfeifer schon früh den zweiten Kindheitstraum. Sie wollte auch so eine tolle Lehrerin werden.

Dieser Traum erfüllte sich Jahre später als erster. Die gebürtige Wienerin verschlug es 1978 ins Weinviertel, wo sie ihre Karriere als jene großartige Volksschullehrerin begann. Und gleich die Chance ergriff, mit den Kindern ihren Theatertraum zu verwirklichen. Sehr erfolgreich übrigens!

Also kamen bald die neidischen Eltern, die die Lehrerin baten, doch auch mit ihnen eine Theatergruppe zu gründen. Daraus entstand das „Elternvereinstheater“.
Die Ausbildung in Regie und Schauspiel machte sich bezahlt, denn eines Tages kam ein Herr aus dem Publikum auf Franziska Wohlmann-Pfeifer zu und fragte nach, ob sie nicht auch in einem professionellen Theater Regie führen könnte.

Der Räuberhauptmann Grasel

Das in Wien so erfolgreiche Stück sollte auch im Weinviertel aufgeführt werden, mit der theateraffinen Lehrerin als Regisseurin. Diese fackelte nicht lange, graste so gut wie alle Laienspielgruppen in der Region ab, und pickte sich die besten Darsteller für ihre Inszenierung heraus. Der Räuberhauptmann wird demzufolge auch im Weinviertel ein Riesenerfolg. Und wie es der Zufall eben so will, sitzt wieder ein interessanter und interessierter Herr im Publikum. Und er lädt Franziska Wohlmann-Pfeifers Truppe ein, auch in Stuttgart zu spielen!

Das wiederum zog die Aufmerksamkeit des Amateurtheaterverbands auf sich, der sich ebenfalls sehr begeistert zeigte, die Weinviertlerin gleich als Schriftführerin in den Vorstand holte, und sie damit auch noch tiefer in die Kulturszene involvierte.

Guntersdorf, wir kommen!

Drei Jahre tingelte die Theatergruppe so mit Sack und Pack durch die Lande. Durch private Veränderungen machte sich die Theaterlady auf die Suche nach einem neuen Wohnort und kam so nach Guntersdorf. „Das Haus dieses typischen Weinviertler Streckhofs fiel mir erst gar nicht so richtig auf, aber der Stadl hat es mir sofort angetan“, erinnert sie sich lachend. „Hier könnten wir Theater spielen!“

Die Idee im Häuschen zu wohnen und im Stadl dahinter eine feste Spielstätte zu haben war zwar großartig, die Rechnung aber hatte die zweifache Mutter ohne ihre Kinder gemacht. Denn diese wollten keinesfalls von Hollabrunn „aufs Land“ ziehen. Dumm nur, dass sie da den baufälligen Streckhof schon gekauft hatte.

Eine Wohnung in Hollabrunn und gleichzeitig auch noch die Renovierung des zukünftigen Theaters in Guntersdorf zu finanzieren, war für die alleinerziehende Lehrerin allerdings schlichtweg unmöglich.
So übernahm der Theaterverein das Theater und dessen Finanzierung. Mit vereinten Kräften der Idealisten rund um die Prinzipalin entstand im Laufe der Zeit aus dem baufälligen Haus und dem windschiefen Stadl zunehmend ein modernes Theater- und Veranstaltungszentrum.

Die Elfer-Serie

Elf Jahre dauerte es von der kleinen aber feinen Amateurbühne zum professionellen Spielbetrieb im modernisierten, gedämmten und beheizten Theaterstadl.

Doch die Erholungsphase dauerte nicht lange an. Das Haus, das dem Theaterstadl vorgelagert war, neigte sich bedenklich und musste wohl oder übel ersetzt werden. Ein entsprechender Kostenvoranschlag trieb der Theatermutter beinahe die Tränen in die Augen: Die beträchtliche sechsstellige Summe war bei allen guten Geistern einfach nicht aufzutreiben. Doch wer seinen Kindheitstraum tatsächlich ins Leben gebracht hat, der gibt nicht beim ersten Gegenwind klein bei.

Die findige Weinviertlerin motivierte junge Architekturstudenten zu einem kreativen Ideenwettbewerb für den Neubau des Hauses. Dabei entstanden nicht nur großartige Ideen, die Förderung junger Architekten fand auch beim Land Niederösterreich und der Gemeinde Guntersdorf Anklang, sodass dieses Projekt mit der nötigen finanziellen Unterstützung und einer gehörigen Portion Eigenleistung des Theatervereins tatsächlich realisiert werden konnte. Weitere elf Jahre später, also zum 22-jährigen Jubiläum, konnte so ein modernes Gebäude mit Garderoben, Buffet und einer schmucken Studiobühne eröffnet werden.

Das leidige Thema

Über diese finanzielle Unterstützung hinaus muss das TWW allerdings mit einer jährlichen Kulturförderung vom Land Niederösterreich in Höhe von 45.000 Euro den Jahresbetrieb selbst stemmen.
Für die Patronin des Theaters ist das trotz hoher Eigenleistung schon in Ordnung so, wie sie betont, „aber die Mitwirkenden würde ich halt gerne adäquater entlohnen können.“ Auch namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler oder aufwändige Produktionen sind mit knappem Budget natürlich schwieriger nach Guntersdorf zu bringen.

Das Publikum aber hält dem kleinen Weinviertler Theater, einer von nur sechs Spielstätten in Niederösterreich mit Ganzjahresspielbetrieb, die Treue. Und reist nicht nur aus der Umgebung, sondern auch aus dem benachbarten Waldviertel und aus der Bundeshauptstadt an, um den anspruchsvollen Kulturgenuss, den man in Guntersdorf bietet, zu beklatschen.

33 Jahre TWW

Die Vorbereitungen für die neue Spielsaison im Herbst laufen bereits auf Hochtouren. Im Oktober steht mit „Die Grönholm-Methode“ in der Inszenierung von Josef Newerkla ein Schauspiel von Jordi Galceron auf dem Programm, in dem sich vier Bewerber zur Endrunde eines Auswahlverfahrens für eine äußerst attraktive Managerposition einfinden. Sie werden mit einer höchst ungewöhnlichen Bewerbungssituation konfrontiert. Jordi Galcerans Stück beschreibt eine Situation, die von der unerbittlichen Konkurrenz zwischen Arbeitssuchenden, gleichzeitig aber auch sehr unterhaltsam vom Wahn um die Ressource Mensch erzählt.

Mit 7. September startet wieder ein bunter Gastspielreigen im TWW: Hons Petutschnig, Guggi Hofbauer, Frau Franzi, Joesi Prokopetz sowie Günther Pfeifer und Chris Cermak sorgen für fröhliche Kabarettabende, Lady Sunshine und Mister Moon geben ein Schlagerständchen, Jimmy Schlager und Martin Neid unterhalten mit G’schicht’ln und Liedern aus dem Weinviertel „Von Hintaus bis Tripstrü“.

Und vielleicht haben Sie bei Ihrem Theaterbesuch in Guntersdorf ja das Glück, der Gründerin persönlich zu begegnen. Dann achten Sie auf das leidenschaftliche Strahlen in ihren Augen, das zeigt, wie glücklich es macht, den Weg des Herzens zu gehen.

tww.at

Aus der Wein4tlerin Sommer 2019
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