Alma Gall: Heute schon gelacht?

von Lilly Dippold

Sie ist eines dieser Multitalente, die sich dementsprechend schwer für nur eine einzige Richtung entscheiden können. Denn wenn das passiert, meldet sich irgendwann das Herz mit großer Sehnsucht. Alma Gall hat das bald erkannt und für ihr Leben eine harmonische Melange kreiert.

 

Gall, das ist ein Name, bei dem es bei vielen im Weinviertel vermutlich klingelt. Richtig! Alma Gall ist Tochter des Mitbegründers und künstlerischen Leiters vom Nonseum im verruckten Dorf Herrnbaumgarten, Fritz Gall. Und da liegt schon nahe, dass in Almas Wiege nicht nur künstlerisches Talent, sondern auch viel Humor gelandet ist. Ein Leben ohne Nonseum kennt die bekennende Weinviertlerin nicht, denn der Verein wurde in ihrem Geburtsjahr 1991 gegründet, drei Jahre später wurde Eröffnung gefeiert. So hineingewachsen in das Museumsgeschehen bildet das Nonseum für Alma Gall auch heute eine fixe Säule in ihrem bunten Alltag. Hier übernimmt sie Kulturmanagement, kaufmännische und organisatorische Belange.

Doch wenngleich sie hier stark verwurzelt ist, ist das nur ein Teil ihres kunterbunten Lebens, das sie sich Stück für Stück eingerichtet hat, um den vielen Facetten ihrer Persönlichkeit Raum zu geben. Mit viel künstlerischem Blut gesegnet, hat Alma das Schauspiel schon in den Kinderschuhen geliebt und bald auch auf der Bühne der örtlichen Laientheatergruppe brilliert. „Ich war ein sehr bewegtes Kind“, erzählt sie und erinnert sich an erste akrobatische Einlagen und Choreografien in ihrem damaligen Hängesessel. In Schul-Musicals und im Kinderzirkus konnte sie ihre Leidenschaft für Bewegung, tanzen und singen schon früh leben.

Mit 15 Jahren lebte Alma Gall im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms ein Jahr in Mexiko. Vielleicht wurde hier ihre große Reiselust und das Interesse an Menschen und ihren Kulturen geweckt, die sie schon in vieler Herren Länder führte. In jedem Fall war die Reise ausschlaggebend für den nächsten Ausbildungsschritt: Alma studierte Englisch und Spanisch fürs Lehramt, änderte dann aber ihren Fokus und erweiterte ihre Bildung um das Studium der Umweltpädagogik. Ihr Interesse an Nachhaltigkeit und Umweltthemen wuchs und während des Studiums arbeitete sie – neben ihrer Tätigkeit im Nonseum – auch ehrenamtlich in verschiedenen Umweltschutzorganisationen mit.

Foto: Tom Weilguny

Lachyoga

Auch mit Lachyoga, einer weltweiten Bewegung, die der indische Arzt Dr. Madan Kataria gemeinsam mit seiner Frau 1995 begründete, kam Alma schon in frühen Jahren erstmals in Berührung. Ein zweiter Anlauf fesselte sie dann so, dass sie sich nun bereits zehn Jahre intensiv mit dem Thema Lachen auseinandersetzt. „Wichtig dabei ist, nicht im Außen nach einem Grund zu lachen zu suchen, sondern das Lachen – ganz ohne Humor – über den Körper zu induzieren“, erklärt Alma Gall den Hintergrund.

Gerade dieser Tage, wo viele Menschen so gar keinen Grund zum Lachen finden, ist das »Lachen ohne Grund« besonders hilfreich. Schließlich stellen sich schon nach etwa 15 Minuten die positiven Effekte ein: Die Atmung wird vertieft, das Gehirn wird gut mit Sauerstoff versorgt, Stresshormone werden reduziert und jede Menge Glückshormone fluten den Körper und Traurigkeit wird leichter.

Lachtrainings mit vielen Übungen, Spielen und intensivem Augenkontakt regen zum spontanen Lachen an und das ist ja bekanntlich ansteckend! „Natürlich kann man seine Probleme nicht einfach weg-lachen. Aber man kann die Perspektive verändern. Und dabei kann Lachen tatsächlich helfen!“, weiß Alma, die entsprechende Kurse im Universitäts-Sportinstitut in Wien hält und während der schwierigen Zeit der verordneten Ausgangssperren auch online Lachtrainings abgehalten hat, aus Erfahrung. Mitunter wird sie auch für Veranstaltungen gebucht, oft im Rahmen von Stressmanagement oder Teambuilding. Selbst bei einer Banker-Konferenz konnte sie erfolgreich zum Lachen ermuntern.

Foto: Piotr Mleczko

Wo bleibt die Kunst?

Mitte der Zwanziger vermisste Alma Gall ihre kulturelle Seite so sehr, dass sie berufsbegleitend eine private Schauspielschule besuchte. Einen Platz für ihre künstlerische Sehnsucht hat sie im Rhizomatic Circus gefunden, einem Zirkuskollektiv, das eine Vielfalt an experimentellem zeitgenössischen Zirkus mit Performance, Musik, digitaler und analoger visueller Kunst bietet. Hier hat sie als Teil von verschiedenen Projekten ein künstlerisches Zuhause gefunden. „Ich liebe die Vielfalt und das Teamwork und finde es toll, wenn viele unterschiedliche Menschen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten“, erzählt sie begeistert von den Veranstaltungen, wie zuletzt dem Performance-Retreat Octopussys Garden Resort.

Hoch hinaus!

Zurzeit liegt Almas künstlerisches Hauptaugenmerk auf ihrer spektakulären Luftakrobatik und Arial Hoop. Dazu kann man sie immer wieder bei Veranstaltungen wie kürzlich beim Dreiklang Festival oder dem Kultursommer in Wien bestaunen. Und Alma selbst ist damit ihrem Kindheitstraum im Hängesessel wieder sehr nahe gekommen. Auch dieses Wissen gibt sie in Kursen weiter und ist dabei überzeugt, dass jeder Mensch in der Lage ist, Arial Hoop zu erlernen. Und während wir ungläubig abwinken, erzählt Alma vom begeisterten Feedback vieler Kursteilnehmer: Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe!

Foto: Florentina Olareanu

Solch beeindruckende Performance, wie sie Alma Gall bei Events vorlegt, bedürfen natürlich einem jahrelangen Training, das die Bewegungsbegeisterte nur allzu gerne absolvierte. Ein Sport mit Suchtfaktor, so ist sie überzeugt. Ausprobieren kann man sich unter ihrer fachkundigen Anleitung in den Kursen am Universitäts Sportinstitut Wien oder beim Lachyoga & Acrobatic Retreat der GEA Akademie im Waldviertel, wo Alma zusammen mit Partnerin Daniela Staudinger gemeinsam unterrichtet.

Als Sprachenlehrerin ist die fesche Weinviertlerin allerdings nicht tätig geworden, auch wenn sie das Studium abgeschlossen hat. Schließlich hat der Tag auch im verruckten Dorf nur 24 Stunden. Und Almas Wunschliste ist noch ziemlich lange. So liegt ihr auch die heimatliche Region sehr am Herzen. Hier würde sie gerne noch etwas bewirken, Impulse setzen, mehr Kultur aufs Land bringen und sich in der Regionalentwicklung einbringen. So einige Schritte in diese Richtung gelingen ja bereits mit dem Nonseum, doch da wuseln noch etliche Ideen in ihrem Kopf, auch was die Verbindung zur tschechischen Nachbarschaft oder gesellschaftspolitische und Umweltthemen betrifft. „Doch ich habe einen hohen persönlichen Anspruch bei allem, was ich anpacke. Da muss ich meinen Fokus halten und will mich nicht verzetteln.“

Ich bin aber sicher: Von Alma Gall und ihren Projekten wird man noch öfter hören, denn dass ihr das Jonglieren mehrerer Themen ja bravourös gelingt, beweist sie seit Jahren. Tagtäglich!

 

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