Franz Neubauer: In aller Munde

Wir kennen sie wohl alle – viele schon von Kindheit an: Die Gläser mit dem rotkarierten Deckel, die Essiggurkerln, rote Rüben, Perlzwieberl und pikante Salate beherbergen. Wer sich beim Heurigen eine Salzgurke aus dem Glas fischen lässt oder im Supermarkt das heimische Essiggemüse ins Einkaufswagerl legt, vermutet vielleicht einen großen Industriebetrieb im Hintergrund der Retzer Delikatessen. Wir haben Firmenchef Franz Neubauer in Retz besucht und seither noch ein bisserl mehr Freude an den heimischen Leckereien. Und die wollen wir gerne mit ihnen teilen.

Dass wir den Chef persönlich beim Einlegen der leckeren Minikürbisse fotografieren konnten, ist kein PR-Gag. Denn in dem kleinen Produktionsbetrieb in Retz legt jeder im Team Hand an, wenn’s nötig ist. Und das ist es oft, denn das Gemüse wird verarbeitet, wenn es reif ist und das ist nun eben zur gewissen Zeit und dann muss man schnell sein. Und auch, dass hier Hand angelegt wird, ist keine Metapher, sondern einfach Realität. Denn das Gemüse wird hier tatsächlich noch liebevoll händisch in die Gläser geschlichtet. Nicht, dass es keine maschinelle Unterstützung gäbe. Aber manche Arbeiten müssen eben von Hand erledigt werden, damit die bewährte Qualität gesichert ist. Und dazwischen hübsch mit Dillebüscherl und einer Karottenscheibe dekoriert ist. Mit Liebe eben. Denn Franz Neubauer weiß schon seit seiner Lehrzeit im Handel: „Kaum ein Produkt wird im Supermarkt vom Konsumenten so genau unter die Lupe genommen, wie das Essiggemüse.“ Und deshalb ist es für ihn natürlich immens wichtig, dass es nicht nur gut schmeckt, sondern auch gut aussieht. Schließlich kann (und will) sich der Weinviertler nicht hinter einer Riege von Managern verstecken, sondern steht mit seinem Namen persönlich für das Unternehmen und seine Qualität ein. Und das ist gut so, jedenfalls für uns, denn damit ist gewährleistet, dass der Inhalt der Retzer Gläser ursprünglich, echt und so regional wie möglich mit viel Emotion gemacht ist. Schließlich isst das Auge ja mit!

TRADITIONSBETRIEB
Gegründet wurde das Unternehmen Anfang der Sechziger von Franz Neubauer senior in Klein Riedenthal als Einlegerei von Salzgurken und Erzeugung von Salat aus roten Rüben. Die Rezeptur, die der Gründer ersann, ist heute noch Basis der Delikatessen, deren Qualität sich damals schnell herumsprach. Schon Ende der Sechzigerjahre wurde expandiert und der Betrieb übersiedelte nach Retz an seinen heutigen Standort, wo Papa Neubauer auch heute noch manchmal ein Auge auf die Produktion wirft. 1997 übernahm Sohn Franz  den Retzer Einlegebetrieb, in dem er schon von Kindheit an zu Hause ist.

Tradition ist dem Retzer wichtig. Nicht nur, weil er weiß, dass viele seiner Kunden mit Salzgurke & Co auch Erinnerungen an die gute alte Zeit verbinden. Und die Emotionen der Kundschaft bedient der Unternehmer mit Freuden mit. So werden hier die Handelskunden selbst beliefert und die leeren Gläser wieder zurückgenommen. „Wir haben ja die Möglichkeit, die Leergebinde wiederzuverwenden und unseren Kunden damit diesen besonderen Service zu bieten.“ Nachhaltigkeit ist bei Retzer Delikatessen eben nicht nur ein leeres Schlagwort, sondern wird hier mit sehr persönlichem Kundenservice und echtem Traditionsbewusstsein gelebt. „Da kommen durchaus auch Endverbraucher zu uns in den Betrieb, bringen uns ihre zwölf Leergläser und nehmen sich wieder zwölf Delikatessen mit nach Hause.“ Natürlich nicht ohne ein paar persönliche Worte auszutauschen und die Beziehung zu pflegen. Und denken dabei wohl mit einem sentimentalen Seufzer der Erinnerung an den guten alten Greißler: „Wo gibt’s das heute noch?“

Die Zufriedenheit über sein Leben zwischen traditioneller Verarbeitung und Veredelung mit Herz und moderner Produktinnovation steht dem Unternehmer ins Gesicht geschrieben, wenn er mit der Familie im Garten nebenan sitzt und den summenden Bienen in seinen blühenden Gewürzbeeten lauscht. Es ist wohl auch die bescheidene Freude am Leben im Einklang mit der Natur und ihren Früchten, die hier schon in zweiter Generation die Existenzgrundlage bildet, die diese Zufriedenheit so schürt und uns Nahrungsmittel mit Herz beschert.

Aus Wein4tlerin, Ausgabe Herbst 21/2013 | Foto: W4media © Rene Dippold

Das könnte dir auch gefallen
Hinterlasse eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.