Sascha Hofmann: 20 Jahre und kein bisschen müde …

Seit 20 Jahren führt Sascha Hofmann das Korneuburger ›Trauma‹. Er selbst nennt es das ›etwas andere Café‹, für die meisten Gäste hingegen ist es eher eine Institution, ein verlässlicher Fixstern am Gastro-Himmel, insbesondere wenn ringsum die Rolläden langsam schließen. Zeit für eine Hommage an einen Fels in der Brandung.

Von der Gastronomieszene sind wir ja eher ›heute auf – morgen zu‹ gewöhnt. Umso beachtenswerter sind da jene, denen es gelingt, Stammgäste über zwei Jahrzehnte hin zufriedenzustellen und – weil manche ja schließlich irgendwann dem Nightlife entwachsen – auch immer neue zu gewinnen. Sascha Hofmann, der sich selbst als ›Koberer‹ (manchmal auch liebevoll Kobi) bezeichnet, hat seine Karriere als Gastgeber im zarten Alter von gerade mal 19 Jahren gestartet. Zugegeben, auf den ersten Anlauf nicht so wahnsinnig erfolgreich, weil eben damals noch ein bisserl blauäugig und naiv. Ein blaues Auge war es auch, mit dem er aus diesem Erstversuch davongekommen war. Doch was ein echter Wirt sein will, der lässt sich von kleinen Hoppalas nicht so schnell vom Weg abbringen.

Seit 1993 sorgt er nun schon für gute Unterhaltung bei seinen Gästen und ist verlässliches Asyl für Nachtschwärmer. Wenn nichts mehr geht – Trauma geht immer! „Wir arbeiten nicht selten hundert Stunden pro Woche, denn oft ist die Stimmung selbst in den frühen Morgenstunden hier noch so gut, dass die Gäste einfach nicht heimgehen wollen”, grinst der Leib-und-Seelen-Gastronom, der seine Stammgäste aus Korneuburg und Umgebung schon (sehr) viele Jahre lang kennt.

Ideenfabrik

Und damit die sich im Café Trauma auch so richtig wohlfühlen, produziert Sascha Hofmann mit einer unglaublichen Energie und Kreativität unterhaltsame Ideen am laufenden Band. So verteilte er etwa kürzlich zur Jubiläumsfeier T-Shirts mit Stricherlliste unter seinen Gästen, auf denen die konsumierten Getränke notiert wurden, gibt eigene VIP-Karten mit Chip aus, damit die Gäste von ihrem aufgebuchten Guthaben bargeldlos konsumieren können und sorgt mit Oldies- und Schlagerabenden für unglaublich gute Laune. Legendär auch seine ›Käfer, Frosch & Vokuhila‹-Feste, stets ein Gästemagnet, weit über die Grenzen der Donaustadt hinaus. Zwanzig Jahre Vollgas im Nachtgeschäft – wie hält man das aus? „Nur mit Liebe”, kommt die Antwort knapp, aber spontan. „Klar muss man Geld verdienen, um zu überleben, aber ich habe nie nur wegen Geld gearbeitet. Wenn meine Gäste zum ›knallroten Gummiboot‹ hier ausgelassen tanzen und singen, dann bin ich glücklich und spüre, dass ich es richtig mache.”

Wenngleich – ein wenig müde ist er schon, zugegeben. Aber weniger wegen dem Tages- oder besser Nachtgeschäft, das schließlich sein Leben ist. Mehr, weil sich die Zeiten so geändert haben und leider nicht gerade zu ihrem Vorteil. „Wenn ich hier zusehen muss, wie drei junge Burschen stundenlang nebeneinander sitzen, jeder wie wild in sein Handy tippt und die nichts miteinander reden, dann finde ich das einfach schrecklich”, sehnt sich ›der Koberer‹ manchmal nach den ›guten alten Zeiten‹, „wo man seine Partner nicht im Internet suchen musste, sondern beim Fortgehen live kennenlernen konnte“.

Ein Mann wie ein Bär, seit zwanzig Jahren sein eigener Rausschmeißer, denn „ich bin für jeden Spaß zu haben, aber Drogen, Besoffene oder welche, die Frauen belästigen, gibt es bei mir einfach nicht.” Und das hat sich in zwei Jahrzehnten herumgesprochen. Frauen wissen, dass sie völlig unbehelligt auch ohne Begleitung ›beim Sascha‹ um fünf Uhr Früh noch ihren Kaffee trinken können.

Ein Mann mit Werten?

Unbedingt. Für seine Direktheit zwar nicht immer beliebt, denn nicht jeder hört gerne die unverblümte Meinung eines anderen. Gleichzeitig durch seine offene Ehrlichkeit ein echter Stabilitätsfaktor in Korneuburg. „Man kann über alles reden und ich bin halt einfach ein direkter Mensch. Aber Falschheit oder auch Geiz und Gier kann ich überhaupt nicht ausstehen”, verrät der Verfechter von ›leben und leben lassen‹. „Aber leider ist das heute nicht mehr so modern, genieren sich nicht fürs Kopieren von Ideen, denken nur an ihren persönlichen Vorteil und scheuen auch unfaire Methoden nicht. Das finde ich ehrlich gesagt ein bisserl demotivierend.”

Der Selfmade-Man blickt nicht ohne Stolz auf die vergangenen zwanzig Jahre Unternehmertum zurück. „Man hat mir nichts geschenkt, aber heute bin ich froh, dass ich auch niemandem etwas schuldig bin. Was ich habe, habe ich mir selbst erarbeitet und das ist ein gutes Gefühl”, resümmiert er zufrieden, denn er ist gerne unabhängig. Wohl mit ein Grund, warum der Kreative sich einfach eine teure Maschine anschafft, um seine Club- und Rubbelkarten, mit denen man hier jede Menge Gewinne einheimsen kann, selbst zu produzieren. Und weil man für viele Veranstaltungen ja auch viele Plakate braucht, die der Kreative natürlich selbst layoutet, hat er sich auch einen eigenen Plotter besorgt. Und damit auch gleich ein zweites Standbein angeleiert. „Es macht mir immer schon sehr viel Spaß, kreative Ideen auch für andere umzusetzen”. Sprach’s und zog sogleich einen schwunghaften Handel mit witzig bedruckten T-Shirts, Wand-Tattoos und allerlei Folien für ebenso witzige wie professionelle Gelegenheiten auf. „Mein Kopf ist immer so voller Ideen, dass ich gar nicht weiß, welche ich zuerst umsetzen soll”, grinst Sascha Hofmann und Freundin Sabine Scharinger nickt bestätigend. Sie ist seit vier Jahren wieder an der Seite des Partymachers, ihrer Jugendliebe aus Berufsschulzeiten. Heute sind sie privat wie beruflich ein tolles Team, das sich gegenseitig unterstützt.

Das Programm für die nächsten Wochen jedenfalls steht schon wieder und wird neben den ohnehin traditionellen Schlager-Abenden noch einige weitere musikalische Highlights und lustige Nächte bescheren. Denn die Ideen sprudeln eben nur so hervor beim ›Koberer‹ und werden hoffentlich noch lange dafür sorgen, dass Weinviertler Nachtschwärmer ein Domizil mit offenen Türen finden. Eben ein ›etwas anderes Café‹ mit Herz.

Portrait aus der Wein4tlerin Ausgabe Frühling 2014 | Foto: Wein4tlerin

 

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