Der unfreiwillige Feuerwehrmann

jimmyJimmy Schlager erzählt Geschichten, die er entweder selbst erlebt hat, aus (un)zuverlässigen Quellen zitiert oder auch ganz oder teilweise erfunden hat. Die Inhalte der Geschichten sind (wahrscheinlich) frei Erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind eher zufällig (wenn auch nicht ganz unmöglich).

Zum Wein geht man zu Fuß. Aber wenn man schon fahren muss, dann höchstens mit dem Fahrrad! So, oder ähnlich dürfte es sich dereinst ein Weinviertler Feuerwehrmann gedacht haben, als er an einem heißen Sommerabend den Durst des Tages mit einigen Gläsern Spritzwein beim örtlichen Heurigen gelöscht hat.

Und weil er beim Trinken auch gerne plaudert, hat sich der Abend eben hingezogen. Pünktlich zur Sperrstunde bekam er seinen letzten Spritzer auf den Gartentisch gestellt. Das macht der Heurigenwirt immer so, eine letzte Runde für die „Übriggebliebenen“, dann sperrt er zu, geht heim und die Gäste dürfen noch in Ruhe im Garten austrinken.

Und weil er jetzt so alleine im Garten saß, ließ sich unser Feuerwerker auch so richtig Zeit, genoss den Wein und wankte dann auf die andere Straßenseite zu seinem Fahrrad. Vielleicht war es der Vollmond, vielleicht war es die laue Sommernacht — irgendwie gelang der Aufstieg auf das Fahrrad diesmal nicht so wie sonst immer. Man kennt das ja, eine seit Jahren gewohnte Bewegung wirkt unter gewissen Umständen plötzlich fremd und wackelig und so kam es, dass er sich plötzlich irgendwie mit seinem Fahrrad verschmolzen fühlte und prompt damit umkippte. Sein Fuß hatte sich jetzt aber so blöd in dem Drahtesel verwunden, dass er vom Fahrrad nicht zu lösen war. So sehr er sich auch bemühte, er war mit seinem Gefährt untrennbar verbunden.
Na gut, es war Sommer, der grasige Boden war warm und weich und auch der Wein entwickelte bereits seine ermüdende Wirkung, also schlief der arme Kerl einfach unter seinem Fahrrad ein, um sich am nächsten Tag mit neuen Kräften seiner Befreiung zu widmen.

Der Heurige liegt in der Kellergasse und in Weinviertler Kellergassen ist auch zu Unzeiten immer wieder was los. Recht früh am Morgen kann es da schon so manchen Genießer in sein feuchtes Erddomizil drängen. Kurz vor Sonnenaufgang kam dann auch so ein Frühtrinker des Weges und fand den schlafenden, nur vom Fahrrad zugedeckten, armen Kerl. Aber auch er scheiterte daran, den nun doch schon recht gekühlten und mittlerweile fast Nüchternen aus seiner misslichen Lage zu befreien. Da hilft nur mehr die moderne Technik: Mit dem Handy wird der Feuerwehrkommandant angerufen und um Hilfe gebeten.

In der übrigen Welt wäre das ein ganz normaler Vorgang, aber im Weinviertel ist das halt nicht so einfach. Der Feuerwehrkommandant konnte sich, nachdem er aus dem Bett gesprungen war, nicht mehr so ganz genau an das Telefonat erinnern, es blieben ihm nur die Worte „Unfall“ und „eingeklemmt“ im Kopf und in seiner post-Veltliner-Morgenstimmung löste er sofort Großalarm bei der Feuerwehr aus. Und das Alarmsystem der Feuerwehr ist bei Großalarm nicht zu Scherzen aufgelegt.

Gleich drei (!) Feuerwehrzüge aus verschiedenen Orten kamen zur angegebenen Adresse um zu helfen und zu bergen, aber anstatt des erwarteten infernalen Autounfalles trafen sie nur auf den ihnen durchaus für seine Weinseligkeit bekannten Kollegen.

Na ja, und weil sich ein paar unter ihnen schon so auf den Einsatz mit der Hydraulikschere gefreut haben, schnitten sie das Fahrrad kurzerhand in zwei Teile, die der Gerettete ohne viele Worte zu verlieren auf seine Schultern nahm und damit nach Hause ging. Dort erwartete ihn schon sehnsüchtig seine leidgeprüfte Gattin mit den tröstenden Worten: „Du bsuffane Sau! De gaunze Nocht kummst ned haam und den Feiawehr Einsotz håst a vasaamt!“

Sein knapper Kommentar: „Na, do woa i eh dabei!“, sorgte sogleich bei ihr für anerkennende Verwunderung und als seine Kameraden beim nächsten Treffen auf der Feuerwache sein Fahrrad wieder zusammenschweißten, war auch diese Geschichte bald wieder vergessen. Zumindest bis zum Schreiben dieser Zeilen …

Jimmy Schlager – ewig Euer!

Aus der Wein4tlerin Sommer 2016

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