A & A Mayer: Aller Anfang ist schwer

Auch wenn die Kärntnerin dem Winzer seit ein paar Jahren äußerst tatkräftig zur Seite steht – in der Weinviertler Weinwelt als Newcomer durchzustarten, ist schwerer als gedacht …

Wer glaubt, dass ein paar Hektar Weingarten im Weinviertel automatisch zum Erfolg führen, der irrt gewaltig. Ohne langjähriger Familientradition ist der Weg zum vinophilen Erfolg für Newcomer nämlich ganz schön steinig, wie Andreas und Alexandra Mayer aus Pillersdorf erkennen müssen.

Dabei entstammt der Winzer durchaus einer Weinviertler Familie mit tiefen Wurzeln, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Nur eben nicht speziell im Weinbau, dem in der traditionell gemischten Landwirtschaft der Region nie so eine tragende Rolle zugedacht war. Zwar soll schon der Uropa mit dem Pferdefuhrwerk nach Wien zum Weinliefern gefahren sein, aber „die Qualität, so wird es jedenfalls überliefert, soll nicht so überragend gewesen sein, wie es dazumal eben üblich war”, erzählt Andreas Mayer mit einem Augenzwinkern. Der Opa war als gelernter Schmied mehr an den Maschinen und ihrer Reparatur interessiert und hat dem Enkel da auch ein paar Gene hinterlassen. Und Papa Mayer glänzte als begnadeter Tierzüchter lieber mit seinen Ferkeln. Und zwar ganz ohne Übergabe entsprechender Gene an den jüngsten Mayer-Spross.

Dieser entdeckte hingegen im Zuge seiner landwirtschaftlichen Ausbildung die Liebe zum Wein, die als zartes Pflänzchen schon in Kindertagen gedeihen konnte, wenn er dem Vater beim Nebenprodukt der Landwirtschaft zur Hand gehen durfte. Angestopft mit viel Wissen aus der Ausbildung durfte er dann auch mit Vaters Weingärten experimentieren und die Zuneigung zu den Reben weiter wachsen lassen. Und weil die Viehzucht für Andreas Mayer ein No-Go war und er zum Facharbeiter für Weinbau ausgebildet war, bot sich bald die Gelegenheit, im Weinbaucenter des Raiffeisenlagerhauses Haugsdorf sein Wissen an die Kunden weiterzugeben. Der Wein aus sieben Hektar eigenem Weingarten wurde hauptsächlich an den Großhandel verkauft. Jedenfalls, bis die Kärtnerin die Szene betrat. Natürlich war es wieder einmal die Liebe, die die Mikrobiologin aus dem Kärntnerischen ins Weinviertel verschlug. Und weil sich diese aufgrund ihres Studiums über Hefe & Co nicht viel erklären lassen musste, brachte sie sich gleich vom Start der jungen Liebe weg in den hauseigenen Weinbaubetrieb ein. „Wieso kühlst du das so stark runter? Wieso entschleimst du denn? Wieso machst du das so und nicht anders?“

AX und andere Geburten

Bald war der junge Winzer trotz Verliebtheit schon leicht genervt von diesem intensiven Interesse und sorgte mit einem genialen Schachzug für mehr Stille im Weinkeller: Er überließ Freundin Alexandra einen Lesewagen mit 2.000 Kilo Grüner Veltliner-Trauben zur freien Verfügung und die Kärntnerin werkelte voller Enthusiasmus drauf los und kreierte alsbald schon ihren ersten eigenen Wein: Grüner Veltliner AX!

Der erste AX entpuppte sich als Renner, wenngleich der Winzer behauptet, die Vinifizierung im Geheimen ein wenig unterstützt zu haben, was die Kärntnerin gar nicht gerne hört! Im Folgejahr experimentierte sie mit Spontangärung und anderen Alternativen, die leider dazu führten, dass sich der AX Nummer Zwo nur als Negativbeispiel für Kellerarbeit eignete. Was die Kärntnerin noch lange nicht aus der Bahn warf, denn sie hätte ihre Erfahrungen gerne in einem AX III. verarbeitet, hätte sich da nicht überraschend Nachwuchs angekündigt. Damit war also vorerst einmal Hochzeit und Babypause angesagt, doch die AX-Serie – so verspricht die engagierte, frischgebackene Frau Mayer – ist nur aufgeschoben!

So ist das Weinmachen bei Mayers nun erst mal wieder fest in der Hand des Winzers selbst. Und schließlich gibt es ja ohnehin viel zu tun am jungen Weingut. Da mussten neue Flaschenetiketten entworfen und Marketingstrategien entwickelt werden. Denn die ehrgeizige Kärntnerin würde gerne ihre Vorstellungen von Wein realisieren und an Mann und Frau bringen. „Am liebsten in Form von biologischem Wein, aber das ist bei uns leider unmöglich. Weil ja links und rechts neben unseren Weinstöcken gespritzt wird. Aber trotzdem schwebt uns Wein vor, der so natürlich wie möglich ist – ohne Aromahefen und ohne Chips mit Barrique-Geschmack.”

Eben Weine abseits des Mainstreams, die dann auch, haben sie erst einmal ihre Anhängerschaft gefunden, gut verkauft werden können. Doch auch das ist nicht so einfach. „Auf Messen hat man ohne bekanntem Namen keine Chance, da wird man gar nicht wahrgenommen. Da kommt nur jemand zum Verkosten, wenn sonst alles überfüllt ist”, wirkt die Kärntnerin ein wenig entmutigt, denn auch das Tingeln von einem Gastronomiebetrieb zum nächsten ist mehr Zeitvertreib als erfolgreiche Kundenakquise. „Es gibt ja so viele gute Weinbaubetriebe allein im Weinviertel, da hat doch jeder Wirt ohnehin schon seine Winzer und wenig Motivation zum Wechseln.”

Virtueller Schachzug

Doch wer jetzt meint, das klingt nach Aufgeben, der irrt gewaltig. Mit ihrem Blog Der Winzer & die Kärntnerin (siehe auch Kolumne auf Seite 70) nützt die findige Neo-Weinviertlerin mit dem charmanten Akzent die virtuelle Welt als Marketplace. Mit witzigen Geschichten aus dem Leben am Weingut schafft sie sich nicht nur einen ständig wachsenden Kreis an Stammlesern, sondern lukriert daraus durchaus schon den einen oder anderen Weinkunden. Und macht mit ausgefallenen Rezeptideen rund um Mohnblütengelee, Traubenmarmelade, Hollerlikör, Weinviertler Essig Lemon Drop und vielem mehr verstärkt Lust auf einen Besuch in der Pillersdorfer Kellergasse. Und wer weiß, vielleicht ist die Marke „Der Winzer & die Kärntnerin” bald so berühmt, dass sich auf den Weinmessen dann doch alle drum reißen, auszuprobieren, wie diese Mayer-Weine abseits vom Mainstream schmecken. Gut Ding will eben Weile haben, das haben die jungen Weinviertler Winzer ja im vergangenen Jahr schon neun Monate lang üben dürfen, bis das herzige Winzerkind das Licht der Welt erblickte. ✤

Aus der Wein4tlerin Frühling 2014

Das könnte dir auch gefallen

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.