Werden wir Regetarier

jimmyIch hab sie auch schon sehr nahe, die Ernährungs-Ayatollahs der „Religion Vegana“. Irgendwie kommt man ihnen nicht aus. Verwandte, Bekannte und Freunde – überall findet man schon Infizierte …

Und anscheinend findet sich bei jedem noch so lebensmittelfernen Gesprächsthema eine kleine Lücke, in der der vegane Zeitgenosse die Notwendigkeit sieht, seine Überzeugung in das Gespräch zu würzen.

Anfangs hab ich noch interessiert mitgeplaudert, aber irgendwie kam dann immer sehr schnell das Gefühl, dass mein veganes Gegenüber mit den vielen Argumenten und Lobeshymnen nicht mich, sondern eher mehr sich selber von dem eingeschlagenen Weg überzeugen will. Aber vielleicht strahle ich ja auch schon eine gewisse Bekehrungsresistenz aus …

Weil ich aber als aufgeklärter Demokrat die Religionsfreiheit sehr respektiere (im Gegensatz zu den meisten religiösen Menschen), höre ich mir die jeweiligen Grundthesen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses der Gemüse-Religionen immer gerne an, wiederspreche nur selten und wenn, dann sehr vorsichtig, um den oft fragilen Glauben des Jüngers nicht zu irritieren. Was aber nicht nur irritiert, sondern auch schon nervt, das sind die mittlerweile fast zum Alltag gehörenden Hetzschriften und Glaubensbekenntnisse der modernen Ernährungs-Ajatollahs. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht mit irgend einem grauslichen Facebook-Bild an die bösen Fleischesser unter uns appelliert wird, sich doch der veganen Ernährung zuzuwenden.

Ein Gustostückerl war vor kurzem ein Foto – darauf ein Mensch, der den Mund voll rohem Fleisch hatte (also, nicht nur Beiried, sondern gleich a bissl Schlund und a Lungerl – und das Ganze noch recht blutig) und dazu der schlüssige Text: „Wenn jemand sagt, dass ihm Fleisch gut schmeckt, dann soll er es gefälligst roh essen, damit er merkt wie grauslich das ist.“

Nau Hawidere … was sagte doch einst mein Vorbild der „Hauer Fredl“, seines Zeichens Ebenthaler Original und na, sagen wir „Dorfbewohner mit besonderen Bedürfnissen“ zum Thema Intelligenz: „I bin a deppert, aber i sag´s kaan!“

Ich bitte, mich hier nicht falsch zu verstehen! Ich halte es für sehr wichtig, sich mit der Beschaffenheit und der Herkunft seiner Ernährung auseinanderzusetzen! In einer Zeit, wo von höchster politischer Stelle jede Kennzeichnung aufgeweicht, verschleiert und am liebsten gleich aufgelassen würde, um unseren Markt mit dem US-amerikanischen Drecksklumpert zu überschwemmen (Thema TTIPP, das braucht wirklich keine Sau!), ist es sehr wichtig zu wissen, was man in sich einfüllt und woraus man letztendlich besteht.

Wenn sich die Gemüse-Fundis wieder gefangen haben (und sie werden sehen, über kurz oder lang lässt sich alsbald kein Grund mehr finden, um den salzigen Versuchungen der Specksünden zu widerstehen), dann ist zu hoffen, dass sie sich mit derselben Akribie und Leidenschaft einer Ernährung widmen, die sich am Grundsatz „Essen sollte nicht reisen“ an einer nachhaltig produzierten Regionalküche orientiert.

Für alle, die mit dem Essen auch gerne eine Ideologie verbinden, hätte ich folgende Glaubensrichtung anzubieten: WERDEN WIR REGITARIER! Und pilgern wir zu den Propheten regionaler Devotionalien!

Mein Gebetsvorschlag wäre:

Heil dir, Wollsau – auf Stroh gebettet! Gefüttert unter Wohlgenuss und Argos! Gemästet, geschlachtet und halbiert! Am dritten Tage abgehangen und gelüftet – eingesalzen in dem Fass der Sure, aufgehangen in der Selch.
Sie schwitze zum Rauch der Buche und der Erle. Von dort wird sie kommen, um zu schmecken zu Schwarzbrot und Veltliner!

Es gibt immer mehr regionale Anbieter, die sich auf Kunden wie uns freuen würden. Vieles lässt sich bereits wieder aus regionaler Produktion kochen. Die Besonderheit einer Region ist eben genau die Eigenheit, die sich in ihr birgt. Kein Mensch würde in die Toskana fahren, um sich dort an Ersatzkäse, Cheeseburger und Chlorhuhn zu delektieren. Naja, zumindest kein interessanter Mensch … Und wenn die Landwirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte die Bauern nicht zu Großindustriellen, sondern zu echten regionalen Versorgern gemacht hätte, dann müsste ich jetzt nicht immer schmunzeln, wenn ich die Werbeplakate des Bauernbundes lese: „Kauft Produkte unserer Bauern ein!“ Ja, was denn? Und wo?

Aber es gibt sie, die Pilgerstätten regionaler Qualitätslebensmittel. Lebens-Mittel. Kein Gen- und Manipulations-Mittel. Echtes Essen! Und wenn wir dem respektvoll begegnen, dann hat das mastfreie Leben der Sau einen Sinn gehabt und man spürt ihre Freude, wenn sie uns schmeckt!

Das glauben sie nicht? Ich schon! In Regio – Amen!

Ich bedanke mich fürs Zulesen und so Gott und meine Chefredakteurin wollen, werde ich mich dem Regetariertum in der nächsten Kolumne vertiefender widmen!

Jimmy Schlager – ewig Euer!

 

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