Uschi Nocchieri: Willkommen im Lenautheater

Clown, Kabarettistin, Schauspielerin, Regisseurin, Trainerin und Intendantin ...

Die Liste der Berufe von Uschi Nocchieri ist so lange, dass man meinen möchte, dass sie schon seit Kindesbeinen auf den Bühnen dieser Welt steht. doch das stimmt nur teilweise …

ERZÄHLT VON LILLY DIPPOLD

Es stimmt schon, dass die gebürtige Wienerin bereits während ihrer Schulzeit eine große Leidenschaft fürs Theaterspielen hatte. Allein ­­– es fehlte ihr der Mut, den unsicheren Weg der künstlerischen Laufbahn einzuschlagen, so blieb es lediglich bei der vergnüglichen Teilnahme in einer Amateur-Theatergruppe. Da sich ein Pharmaziestudium nach der Matura nicht als das Gelbe vom Ei herausstellte, wählte das Multitalent lieber eine kaufmännische Fortbildung, und ließ sich vom Leben bald in ein Vier Sterne-Hotel in die französische Schweiz wehen, wo sie nicht nur ihr Schulfranzösisch aufpolierte, sondern sämtliche Stationen vom Housekeeping bis in die Salesabteilung durchlief und dabei wertvolle Erfahrungen sammelte. „Die Hotellerie hat mich ja immer schon interessiert ­– im Grunde mag ich einfach alles, wo ich viel mit Menschen zu tun habe“, erzählt die sympathische Neo-Weinviertlerin, die seit einiger Zeit in Stockerau ihre Heimat gefunden hat.

AMORE IN BELLA ITALIA

Einige Jahre später verschlug es Uschi Nocchieri der Liebe wegen nach England, wo sie ein Jahr lebte und – damals in Ermangelung einer offiziellen Arbeitserlaubnis – als Baby- und Hundesitter, Putzfrau und Sprachlehrerin jobbte. Mit Ablauf ihres Touristenvisums kehrte sie wieder nach Österreich zurück, um kurz darauf – vermutlich schon durch Amors Pfeil gesteuert – in Rimini einen Italienischkurs zu belegen, und ihren zukünftigen Ehemann Roberto, den Vater ihrer beiden Söhne, kennenzulernen. Mit ihm, dem sie auch den schönen Nachnamen Nocchieri [sprich Nokieri] verdankt, führte sie in San Floriano zwei Jahre lang ein Vier Sterne-Golfhotel, bevor die junge Familie wieder nach Wien zurückkehrte.

Als Assistentin der Geschäftsleitung einer großen Unternehmensberatung war Uschi Nocchieri auch für die Organisation von verschiedenen Veranstaltungen zuständig. Als einmal ein Programm für Kinder angeboten werden sollte, entschied sich die damals 40-Jährige nicht nur für eine unterhaltsame Clowns-Einlage, sondern übernahm diese Rolle auch gleich selbst. Als sie dann als Clown verkleidet die Veranstaltung in der Umgebung bewarb, bemerkte sie, welch unglaubliche Wirkung ihr Anblick auf die Menschen hatte. „Das Aufleuchten in ihren Gesichtern hat mich so berührt, dass ich mich sofort für das Ausbildungsprogramm der Rote Nasen Clowndoctors angemeldet habe!“

 

JETZT GEHT’S LOS

So sah also die Initialzündung der Uschi Nocchieri aus, die von dieser Zeit an, nicht nur die vier Semester der Internationalen Schule für Humor absolvierte, sondern einfach alle Workshops und Kurse rund um Pantomime, Sprache und Schauspiel belegte, die sie bekommen konnte. „Für eine Schauspielschule war ich damals ja schon nicht mehr jung genug, außerdem konnte ich Kurse nur berufsbegleitend absolvieren, weil ich arbeiten musste“, erzählt die Spätberufene.

Die ersten Engagements als Clown führten Uschi Nocchieri in ein kleines Wiener Theater, wo man sie später auch einlud, Teil des Ensembles zu werden. Langsam gelang es ihr, sich mit der Clownerie, mit Kabarett und Theater ein aktives künstlerisches Umfeld aufzubauen.

Zehn Jahre lebte die Schauspielerin ein kräftezehrendes Doppelleben zwischen Vorstandssekretariat und Kunst, bis sie sich im zarten Alter von 53 Jahren (endlich) entschloss, ins kalte Wasser zu springen, ihrer Berufung zu folgen und ihren Jugendtraum uneingeschränkt und in selbstständiger Tätigkeit auszuleben.

Heute ist die Künstlerin sehr froh über den Mut zu diesem Schritt: „Ich bin sicher einer der glücklichsten berufstätigen Menschen in meinem Alter“, strahlt sie, denn sie liebt, was sie tut, aus vollem Herzen. „Der ganze Lebensstil meiner künstlerischen Tätigkeit kommt meinem Naturell einfach sehr entgegen“, freut sie sich, wenn sie ein Engagement mal nach Waidhofen an der Ybbs, mal nach Deutschland und dann wieder mal nach Wien führt.

So abwechslungsreich ist das künstlerische Leben der Uschi Nocchieri vor allem auch deshalb, weil es sich seit 2015 in so viele unterschiedliche Richtungen entwickelt hat.

Ihre Auftritte führten sie nicht nur durch ganz Österreich, sondern auch nach Deutschland, Spanien, Paris und Dubai. Als Schauspielerin war sie unter anderem in Pension Schöller, Broadway Melody, Liliom, Der Talismann, Eulenspiegel, Pfaffenschnitzel und „Das lachende Bezirksgericht“ zu sehen, aber auch ihre kabarettistische Ader bringt sie seit Jahren erfolgreich auf die Bühne. Einerseits mit Partnern wie Robert Mohor, andererseits aber auch in verschiedenen Soloprogrammen wie „Scheidung á la carte“, „JO Indianer kotzen nur nach innen“, einer vor schwarzem Humor sprühenden Satire, oder kürzlich an der Waidhofner Volksbühne im Rahmen des NÖ Kulturherbst mit „Red Head Chili Peppers (die Rotschädln)“, und aktuell mit ihrem Kabarettprogramm „Vorsicht! Christkind“, mit dem Uschi Nocchieri als gelangweiltes Christkindl durch die Vorweihnachtszeit tourt.

 

MADAME TAUSENDSASSA

Neben ihren Bühnenauftritten hat die Frohnatur, für die Lachen echter Seelenbalsam ist, auch in einigen Werbespots und Fernsehfilmen mitgewirkt, und ist mittlerweile selbst auch als Trainerin gefragt.

Neben Schauspiel- und Teambuilding Trainings sowie Sprechcoachings, leitet sie Humorseminare unter dem Titel „Scheitern erlaubt – Lachen garantiert“ und Workshops für Selbstbewusstsein und Selbstpräsentation unter dem Titel „Humor im Vortrag“. Außerdem führt sie Clown- und Comedyworkshops für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie als Motivationstraining für Manager durch. Moderationen und Vorträge, sowie ihr Engagement an Schulen runden ihr künstlerisches Repertoire ab.

Seit 2013 ist Uschi Nocchieri aber auch als Regisseurin sehr aktiv, was sie schon seit Jahren immer wieder an die Waidhofner Volksbühne führt. In Hannover, bei den Schlossspielen Waidhofen mit Michael Niavarani sowie bei den Sommerspielen in der Araburg führte sie ebenso Regie wie aktuell bei der Bunten Bühne Spillern, wo noch bis zum 18. November „Der keusche Lebemann“ am Spielplan steht.

WILLKOMMEN IM LENAUTHEATER

Im vergangenen Juni hat die kunterbunte Powerfrau die Intendanz des Stockerauer Lenautheaters von Gründer Richard Maynau übernommen. Zehn Monate im Jahr bringt das Theater ein abwechslungsreiches Kulturprogramm nach Stockerau – einen Mix aus professionellen Theaterstücken, Lesungen, Konzerten und Kabarett sowie Kinderprogramm. „Kooperationen wie etwa mit dem Straßentheater kunst&ko, mit Schulen und mit der Bunten Bühne Spillern werden auch weiterhin erhalten bleiben“, freut sich die frischgebackene Intendantin über diese neue – ehrenamtliche – Herausforderung mit einem theaterbegeisterten Team in ihrer Heimatstadt. „Nebenbei“ ist die quirlige Künstlerin noch seit 2013 ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Niederösterreichischen Zivilschutzverband.

Ständiger Begleiter in ihrem kunterbunten Leben ist Nino, der „Theaterhund“, in den sich Uschi Nocchieri gegen alle Vernunft vor Jahren vom Fleck weg verliebt hatte. Und als ob er schon vom ersten Tag an wusste, was ihm im Zusammenleben mit dem neuen Frauchen blühte, blieb er vom Start weg friedlich und ohne Murren in der Garderobe und wartete, bis der Auftritt vorüber war.

„Und das ist bis heute so geblieben“, erzählt Uschi Nocchieri mit liebevollem Blick auf ihren treuen Begleiter. „Nur wenn ich ihn nicht anleine, kann es passieren, dass er plötzlich – zur allgemeinen Erheiterung – neben mir auf der Bühne steht.“ Nun, nach dieser bunt-fröhlichen Lebensgeschichte überrascht es wohl niemanden, dass der Clownsdame just ein Hund mit Comedy-Talent zugefallen ist. Oder?

 

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