Uschi Ledvina: Mit der Kraft der Natur

von Lilly Dippold - aus Wein4tlerin 02/21

Heute geht Uschi Ledvina ganz in der grünen Vielfalt von Wald, Wiesen und nicht zuletzt ihrem eigenen paradiesischem Garten auf. Doch das war nicht immer so. Früher hetzte sie von einer Verpflichtung zur nächsten durchs Leben. Da musste erst eine ernste Erkrankung kommen, um ein Umdenken einzuleiten …

 

Die Zahl der Schicksalsschläge, die die Weinviertlerin in ihrem Leben schon zu meistern hatte, würde wohl so manchen in die Knie zwingen. Erst verstarb ihre geliebte Mama viel zu früh, dann erkrankte ihre kleine Tochter schwer an einer gefährlichen Gehirnhautentzündung, und nicht lange danach erlitt ihr Vater einen Schlaganfall. Aufopfernd kümmerte sich Uschi Ledvina nicht nur um ihre eigene Familie, sondern nahm den Vater bei sich auf, um ihn zu pflegen und zu versorgen. Eine Aufgabe, die die Familie mehr als zehn Jahre auf sich nahm.

Wer schon mal für einen schwerkranken Familienangehörigen rund um die Uhr gesorgt hat, weiß, welch herausfordernde Aufgabe das ist. Meist nehmen auch just jene Menschen diese Bürde wie selbstverständlich auf sich, die besonders mitfühlend und bereit sind, ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen. So auch Uschi, die viele Jahre ihres Lebens hauptsächlich damit zugebracht hatte, aufopfernd für die Familie zu sorgen. Eigene kleine Beschwerden, die sich dann und wann meldeten, wischte sie mit einer flüchtigen Handbewegung weg, in der Hoffnung, dass sich diese dadurch verscheuchen lassen.

Der Krug geht zum Brunnen, bis …

Erst ein schmerzhafter Ausschlag am ganzen Körper veranlasste Uschi, auch selbst einmal einen Arzt aufzusuchen, der sie beim Anblick dieser beunruhigenden Erkrankung umgehend ins Krankenhaus überwies. Glücklicherweise gelangte sie dabei an eine clevere Ärztin, die sie aufgrund eines vagen Verdachtes sofort zu einer Rundum-Durchuntersuchung veranlasste. Im Zuge einer Röntgenuntersuchung kam dann die vernichtende Nachricht: Blasenkrebs!

Glück im Unglück

Gleich mehrfach hatte Uschi Ledvina Glück: Zum einen, weil sie an eine kompetente Ärztin geriet, die den Ausschlag als „Sweet Syndrom“ erkannte, eine dahinterliegende schwere Krankheit vermutete und dafür sorgte, dass der Ursache sofort auf den Grund gegangen wurde. Zum andern, weil just als der Termin für ihre Blasenoperation feststand, ein brandneues Gerät an der Klinik erstmals zum Einsatz kam, mit dem eine solche Operation auf neue, gänzlich unblutige Weise durchgeführt werden konnte. So konnte Uschi die Klinik bereits Tags darauf verlassen.

Raus aus dem schwarzen Loch

Der Schock nach einer solchen Diagnose sitzt tief und obwohl die Operation erfolgreich verlaufen war, hatte Uschi ihre Mühe, ihre Lebensfreude wiederzufinden. „Ich habe nie damit gehadert, warum es mich trifft. Ich hatte mich mit dem Sterben angefreundet und mich in Gedanken schon darauf vorbereitet“, erzählt sie.

Erst mit der Zeit kam die Kraft langsam wieder zurück. Die Würnitzerin wurde sich darüber klar, dass es die Umstände in ihrem Leben waren, die ihr Immunsystem so geschwächt hatten, dass sich die Krebserkrankung hatte durchsetzen können. Da sie von Fällen wusste, in denen Blasenkrebs nach Operationen immer wieder kam, „… musste ich auch selbst dafür sorgen, dass mein Körper stark und gesund genug ist, um das nicht zuzulassen.“

Top-Thema Ernährung

Mit der Welt der Wildkräuter hatte sich Uschi Ledvina bereits früher intensiv auseinandergesetzt, nun nützte sie ihre Kraft auch für sich selbst. Auf die heilsame Kraft von grünen Smoothies und entgiftenden Kräutern setzt sie bis heute und absolviert jedes Jahr im Frühling entgiftende Reinigungskuren mit den ersten Frühlingskräutlein. Inspiriert von einer Fernsehdokumentation probierte sie gemeinsam mit ihrem Mann eine vegetarische Ernährungsweise aus. „Wir waren beide total überrascht, wie rasch sich da die positiven Effekte zeigten und kleine Wehwehchen innerhalb von kürzester Zeit verschwunden waren.“

Daraufhin ging Uschi Ledvina noch einen Schritt weiter und verzichtet seither gänzlich auf tierische Produkte in ihrer Küche. „Wer auf Fleisch nicht verzichten mag, sollte in Maßen genießen und unbedingt darauf achten, dass es aus guter biologischer Haltung kommt. Vor allem aber Milch und Milchprodukte sollte man meiden, sie sind der Gesundheit einfach nicht zuträglich“, ist sie heute überzeugt. Ihre Erfahrungen geben ihr jedenfalls recht: Seither sind die Ledvinas pumperlgesund und auch der gefürchtete Blasenkrebs hat sich Gottseidank schon seit Jahren nicht mehr blicken lassen.

Den Aufschrei der Seele hören

Ebenso wichtig, wie für den Körper gut zu sorgen, ist es aber auch, auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu achten. Heute weiß Uschi: „Ich habe mich in all den Jahren selbst völlig verloren.“ Vor lauter – oft selbstauferlegter – Pflichten blieb für die eigene Erfüllung einfach kein Platz mehr. Doch wer sich selbst zu sehr erschöpft, kann letztlich auch nichts mehr für andere geben … Eine Erfahrung, die heutzutage viele Menschen machen: Neben Job, Haushalt und Familie bleibt oft abends nur mehr die totale Erschöpfung. Kommt dann noch eine zusätzliche Belastung wie Krankheit oder – wie in Uschis Leben – ein Pflegefall dazu, ist das Maß schnell voll. Wer hier nicht lernt, auch gut auf sich selbst zu achten, wird nicht selten – wie Uschi – durch Krankheit aufgerüttelt.

Es musste schon die Angst um das eigene Leben sein, die Uschi durch die Sprache ihres Körpers erkennen ließ, dass sie unter all der Last zusammenzubrechen drohte. So begann dann auch die Suche nach Lösungswegen, die nicht immer einfach ist und mitunter schmerzhafte Loslass-Prozesse nach sich zieht.

Den eigenen Weg finden

Eine erste Erkenntnis war, dass die Pflege des zunehmend schwächer und kränker werdenden Vaters nach den langen Jahren mittlerweile eine zu große Belastung darstellte. Doch wer gewohnt ist, andere wichtiger als sich selbst zu nehmen, steht in einer solchen Situation vor einer fast unüberwindlichen Hürde. Den eigenen Vater in ein Pflegeheim „abschieben“, vor allem dann, wenn es ihm ohnehin schlecht geht?

Das Schicksal kam Uschi zu Hilfe, als ihr Vater eines Tages morgens plötzlich zu schwach war, um sich selbst aufzurichten. Sie brachte ihn ins Krankenhaus, wo eine beginnende Lungenentzündung festgestellt wurde. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends weiter, der einen längeren Klinikaufenthalt erforderte. Trotz ihrer regelmäßigen Besuche brachte dies doch Zeit zum Atemholen und mehr Freiraum für Uschi, die gemeinsam mit ihrer Familie entschied, nun einen Pflegeplatz für ihren Vater zu suchen. Auch wenn diese Lösung durchaus vernünftig war, da der nunmehr nötige Pflegebedarf ohnehin die Kenntnisse und Möglichkeiten der Tochter überforderte, war es doch ein schwieriger und tränenreicher Schritt, dem Vater diesen Entschluss mitzuteilen. Wer in einer Zeit aufgewachsen ist, in der es als egoistisch galt, auch auf die eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, hat alle Hände voll zu tun, sich von diesem Muster und den zugehörigen Schuldgefühlen zu befreien.

Neue Herausforderungen

Neben den täglichen Waldspaziergängen mit ihren beiden Hunden, die für Uschi mittlerweile zu einem unverzichtbaren kraftspendenden Ritual geworden waren, blieb nun Zeit, das eigene Leben neu zu gestalten. Sie intensivierte nicht nur ihr Kräuterwissen, sondern absolvierte Ausbildungen zur diplomierten Gesundheitspädagogin für Kinder und zur Kinder-Yogalehrerin. „Kinder liegen mir sehr am Herzen und ich wünsche mir, sie durch meine Kurse und Aktivitäten in eine intensive Verbindung mit der Natur zu bringen.“ Die Erfahrungen zeigen, dass ihr das auch ganz wunderbar gelingt: „Gerade jene Kinder, die oft ein bisserl zappelig sind, kommen nach kurzer Zeit im Wald zur Ruhe und mitunter in eine tiefe Entspannung“, erzählt sie davon, wie vertieft die Kleinen da in eine inszenierte „Schatzsuche“ oder in den Bau einer Behausung für kleine Tierfiguren sind, die Uschi aus der Tasche zaubert.

Mit dem von ihr gegründeten „Verein harmony4kids – Auszeit für Kinder“ sorgt sie sich gerade in dieser speziellen Zeit auch besonders um die Kinder, die durch fehlende soziale Kontakte, Distance Learning und die großen Herausforderungen der vergangenen Monate sehr belastet sind. Einmal wöchentlich gibt’s da eine Auszeit mit Yoga, Meditation, Spiel, Tanz und Sport sowie spannenden Naturerlebnissen für Kinder zwischen sieben und 12 Jahren, in denen sie die nötige Kraft und Ruhe tanken können, um ihren Alltag gut zu bewältigen (harmony4kids.at).

Kräuterwissen lernen

Die heilsamen Erfahrungen, die Uschi Ledvina am eigenen Körper mit den Wildkräutern gemacht hat, gibt sie auch in ihren geführten Kräuterwanderungen an Erwachsene weiter. „Ich bin unvorstellbar dankbar, dass mich meine schwere Erkrankung auf den richtigen Weg geführt hat. Deshalb habe ich es mir zum Lebensziel gemacht, mein Wissen weiterzugeben. Ich möchte auch andere Menschen dabei unterstützen, ihre Gesundheit durch die Natur zu erhalten“, so ihre Motivation.

Die Verbote der letzten Monate, die auch Uschis Veranstaltungen auf Eis gelegt hatten, hat sie kreativ für sich genützt und ihre Nähmaschine in Dauerbetrieb versetzt: Da entstanden Kräuterkissen, Zirben-Dinkel-Pölster, Turnsackerl und Beuteltaschen sowie kleine gefilzte Feen und Schutzengel, die sie über ihren Webshop vertreibt. Oft kann man lesen und hören, dass Krankheiten Chancen sind. Nicht immer kann man sie gleich als solche erkennen, doch die Lebensgeschichte von Uschi Ledvina zeigt uns, wie wichtig es ist, die Verantwortung für die eigene Gesundheit an Körper, Geist und Seele zu übernehmen. Dann wendet sich das Schicksal und bringt das Gute ins Leben zurück.

uschis-naturwerkstatt.at

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