TCM-SERIE: Tuina

Neben der Ernährungslehre, der Akupunktur, der chinesischen Kräuterlehre und den Bewegungslehren Qigong und Taiji bildet die bei uns noch wenig bekannte manuelle Therapie Tuina die fünfte Säule der Traditionellen Chinesischen Medizin.Die Weinviertler Tuina-Praktikerin Andrea Göttinger-Schalkhammer war gerade in Feng Shui-Ausbildung, als sich die Asthma-Erkrankung ihres damals neunjährigen Sohnes bedenklich verschlimmerte. Ein Lehrer empfahl eine Tuina-Therapie. „Nach nur fünf Behandlungen war mein Sohn beschwerdefrei – es war wie ein Wunder für mich”, erinnert sich die gelernte Handarbeitslehrerin an ihre erste Bekanntschaft mit der Traditionellen Chinesischen Medizin im Jahr 2002, die ihrem Leben auch berufliche eine völlig neue Richtung geben sollte.

Die persönliche Erfahrung, dass ihrem Sohn durch Tuina-Massage so deutlich geholfen werden konnte, ermunterte die Weinviertlerin, die Methode selbst zu erlernen. War ihre Motivation anfangs, ihrem Sohn helfen zu können, falls sich wieder eine Verschlechterung einstellen sollte, war der ›TCM-Virus‹ bald übergesprungen und 2004 eröffnete Andrea Göttinger-Schalkhammer nach Abschluss der Ausbildungen ihre eigene Praxis. „Die Traditionelle Chinesische Medizin ist ein ganzheitliches System, in dem der Mensch nicht mit einem Symptom gleichgesetzt wird. Wenn man erst einmal beginnt, sich mit dieser Philosophie auseinander zu setzen, bekommt man für viele Dinge ein anderes Verständnis. Vor allem auch, wie wesentlich die Ernährung für unsere Balance und Gesundheit ist, habe ich in den Jahren meiner Ausbildungen gelernt”, erklärt die leidenschaftliche TCM-Begeisterte.

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Andrea Göttinger-Schalkhammer
Andrea Göttinger-Schalkhammer praktiziert Tuina in ihrer Praxis in Tresdorf: www.gesundesleben.co.at

Tuina: Schieben & Drücken
Der Name Tuina setzt sich aus den Bezeichnungen für die beiden Haupttechniken – ›tui‹ für Schieben und Drücken, ›na‹ für Greifen und Ziehen – zusammen. Hierzulande führen vor allem Beschwerden des Bewegungsapparates zur Tuina, doch ihr Anwendungsbereich ist breit gestreut. Auch bei Blutdruck, Asthma bronchiale, Gastritis, Verstopfung, neurologischen und vegetativen Störungen, sowie in Gynäkologie und Geburtshilfe ist Tuina traditionell hilfreich. Wie Andrea Göttinger-Schalkhammer damals selbst erlebte, kann Tuinia auch bei Kindern und sogar bei Säuglingen erfolgreich eingesetzt werden.

Die Tuina-Sitzung
Auch wenn die Tuina-Behandlung für den Laien einer Massage ähnelt, arbeitet sie doch anders, als die manuellen Therapien, die wir in unseren Breiten kennen. „Wenn neue KundInnen zu mir kommen, steht zu Beginn ein ausführliches Anamnesegespräch, wie es in der TCM üblich ist. Da kommt es schon vor, dass jemand wegen seiner Rückenbeschwerden kommt und sich wundert, warum ich Fragen zur Verdauung stelle”, grinst die sympathische Therapeutin. Im Rahmen der Anamnese, aber auch vor jeder Sitzung, wird die TCM-übliche Zungen- und Pulsdiagnose gemacht. „Es ist für den Laien kaum vorstellbar, welche Informationen die Traditionelle Chinesische Medizin aus diesen vergleichsweise einfach anmutenden Testungen herauslesen kann. Sogar über den Zustand von Organen ›lesen‹ erfahrene PraktikerInnen hier viel heraus.” Aber auch Fragen zum täglichen Leben, zu Ernährungs- und Schlafgewohnheiten, zur beruflichen Tätigkeit und dem familiären Umfeld sind Teil des Erstgespräches, damit sich ein möglichst umfassendes Gesamtbild ergibt. „Wenn mir jemand im Erstgespräch erzählt, dass er viel Kaffee trinkt, dann lege ich beispielsweise besonders viel Aufmerksamkeit auf den Nierenmeridian”, erzählt Göttinger-Schalkhammer, denn aus chinesischer Sicht beruhen Beschwerden in erster Linie auf einer Blockade von Chi (Energie) oder Blut aufgrund von Kälte, Hitze, Schleim oder Trockenheit. Durch Sicht- und Fragebefund entsteht ein Gesamtbild, in dem sogar Faktoren wie Stimme, Gesichtsfarbe und Vitalität erfasst werden.

„Aus diesem Gesamtbild ergibt sich dann die individuelle Behandlung an bestimmten Körperzonen und Akupunkturpunkten. So kann es dann durchaus passieren, dass jemand mit Beschwerden in der Schulter in die Praxis kommt, mit der Tuina-Massage aber an einem Organ oder einer Dysbalance an anderer Stelle gearbeitet wird.” Um den gängigen Standards in Österreich zu entsprechen und sich weitere Kenntnisse über die menschliche Anatomie anzueignen, hat Andrea Göttinger-Schalkhammer auch die Ausbildung zur medizinischen Masseurin und zur Heilmasseurin absolviert. 2009 ist sie mit ihrer Praxis aus Leobendorf nach Tresdorf übersiedelt, wo sie in einem entzückenden, alten Bauernhaus die gemütliche Praxis ›Gesundes Leben‹ eröffnete.

PRAXISTEST: KEIN WELLNESSPROGRAMM
Wir haben Tuina für Sie in der Praxis getestet und können bestätigen, wovor Andrea Göttinger-Schalkhammer warnt: „Tuina ist keine wohlige Wellnessmassage. Die Behandlung kann, vor allem anfangs, durchaus auch ein bisserl unangenehm sein.“

Und tatsächlich: Während die Therapeutin meine Zehen dehnt und massiert, vermittelt sie mir ihre ersten Erkenntnisse: Die Milz ist schwach und Nieren-Yin könnte auch mehr vorhanden sein. Noch kann ich damit nicht viel anfangen, doch bei der folgenden ›Massage‹ des Milz-Meridians an den Beininnenseiten wird mir im wahrsten Sinne des Wortes schmerzlich klar, dass hier einiges im Argen liegt. Das Gefühl erinnert mich an Fußreflexzonenmassage – ebenfalls wenig angenehm, aber wirkungsvoll. Damit der Druck durch die Finger nicht allzu schmerzhaft wird, behandelt die Therapeutin die betreffenden Punkte mit einer erhitzten ›Moxazigarre‹ aus Beifußkraut. 

Während sich das Schieben und Drücken, Zwicken und Quetschen über Bauch und Arme fortsetzt, bekomme ich reichlich Tipps: Heiße Fußbäder stärken die Milz ebenso wie das tägliche, warme Getreidefrühstück. Und auf Milchprodukte in Verbindung mit Zucker und Früchten sollte ich zugunsten meiner Milz in Zukunft verzichten. Den massiven Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich rückt sie hier mit Schröpfgläsern zu Leibe. Stöhnend kann ich bestätigen: Entspannende Wellnessmasssage ist das wahrlich keine! Doch schon nach der Behandlung bemerke ich erste Erfolge: Ich sehe viel klarer und fühle mich zwar körperlich ein bisschen zerschlagen, aber fit. Am folgenden Tag wird eines der Ergebnisse der Tuina-Behandlung noch deutlicher: Mein Rücken, die Schultern und der Nacken sind spürbar lockerer geworden und auch im Brustbereich fühle ich mich beweglicher. Fazit: Ich komme (trotzdem) wieder!

 

Lilly Dippold im Tuina-Praxistest
Fotos: Wein4tlerin, dondoc, Fotolia.com | Artikel aus der Wein4tlerin Winter 2012
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