Summertime …

jimmy

Haben Sie schon einen Pool? Ich meine, zu Hause? Im Garten?
Oder überlegen Sie noch?

Zum Beispiel, ob und wie Sie Ihren winterbespeckten Luxuskörper so präparieren, dass man mit ihm ins Freibad gehen kann. Ob es sich auszahlt, die mühsam angetrunkenen Veltlinerschwarteln in verschwitzten Fitnesskellern erfolglos zu bearbeiten. Oder besser: Fahrrad fahren! Das wär‘ was! Das hat auch noch nie etwas gebracht…! Man strampelt sich durchs windverwehte Weinviertel, verschwitzt Hügel um Hügel das Gewand und seinen Selbstwert, um dann bei einem Heurigen (weil Buschenschank heißt das nur im Burgenland und in der Steiermark) mit einer gewissenlosen Brettljause den kurz vorher überwunden geglaubten Schweinehund zu füttern. Und das alles, weil diese „Hundling(e)“ von der Werbung uns eingeredet haben, dass man schön und schlank sein muss. Besonders im Sommer!

Von unserer Scham, den Badehosenkörper im Freibad zu bewegen lebt eine ganze Armee von Swimmingpoolerzeugern! Von unserem Bedürfnis nach Bewegung (das wir natürlich nicht haben, es wurde uns mit der Androhung einer Herzinfarktgefahr untergejubelt), lebt eine Legion von Fahrradherstellern.

Aber bitte: Wir leben in einer liberalen Gesellschaft, in der wir alle machen können, was wir wollen. Vorausgesetzt, wir wissen, was wir wollen und wir gehen damit niemandem auf die Nerven!

Wer nicht ins Freibad (oder an einen im Weinviertel sehr häufig zu findenden Schotterteich) gehen will, der soll sich zu Hause in seine eigene überdosierte Chemiemarinade schmeißen. Wer glaubt, sich bewegen zu müssen, soll eben Fahrrad fahren. Aber um eines möchte ich bitten: Wenn Sie mit dem Fahrrad fahren, dann ziehen Sie sich was G’scheites an!

Warum man sich bei einem Fahrradausflug zum nächsten Heurigen wie ein gedopter Radprofi bei der Tour de France anziehen muss, ist mir ein Rätsel. Wenn Sie Ihre Sportlichkeit demonstrieren wollen, indem Sie mit hautengen, neongrellen Stretchanzügen in den gemütlichsten Flecken der Kellergassen erscheinen, dann sei Ihnen hiermit gesagt: Das interessiert niemanden!

Nichts kann einem den gerade eingetrunkenen Nachmittag an einem schattigen Platzerl in der beruhigenden Nähe eines (oder mehrerer) Presshauses mehr verderben, als eine Schar grellbunter Sportpensionisten! Sonnenbrillen haben sie auf, mit denen sich sonst nur moldavische Zuhälter oder italienische Staatspräsidenten unter die Leut‘ trauen. Unterm Arm schleppen sie die Carbon-Fahrräder, in die sie ihre halbe Abfertigung investiert haben, mit in die Schattenidylle. Und dann gibt’s Halblitergetränke und Billigessen um die Stretchanzüge zu füllen, die sich um Bikinizonen wölben, für die sich so mancher Heimpoolbesitzer eine Thujenhecke zulegen würde. Es ist schön, wenn man mit dem Fahrrad fährt und dabei die Umwelt nicht belastet. Aber es gibt auch eine „optische Umweltbelastung“ und ich würde bitten, diese so gering als möglich zu halten. Ich setz mich ja auch nicht in der Badehose zum Heurigen, aber wenn das mit den neonbunten Weinviertler Bikinizonen so weitergeht, dann überleg ich’s mir noch ….

von Jimmy Schlager 

 

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