Onk Lou: Auf nach Kuba

Taxifahren ist billig ... zumindest in Kuba.

Und wenn der Taxifahrer einen Musiker am Rücksitz hat, der an irgendeinen weit entfernten Strand will,
dann nimmt er gleich seine Frau mit und macht mit ihr dort ein paar Tage Urlaub. Das freut und entspannt sie und ihn und wir verdanken somit dem Sozialismus á la Cuba ein wunderbares Musikvideo!

Der Musiker war Lukas Weiser, dem geneigten Mainstream-Radio-Publikum besser bekannt als „Onk Lou“. Sein Lied „In the morning“ wird dort fleißig rauf und runter gespielt. Den Onk freut´s – und uns auch!

Der Schüler Lukas Weiser begeisterte seine Schulkameraden immer wieder mit komischen Geschichten, die er in den Pausen erzählte. Und wenn es wieder einmal besonders fad war im Schulhof, dann kam hin und wieder die Aufforderung: „Geh, Onkel Lou, erzähl uns was!“ Und als er dann auf der Suche nach einem Künstlernamen war, da fiel ihm diese Wort-Kreation wieder ein und er dachte sich, dass das schon irgendwie zu ihm passen könnte. Tut es auch, wie wir finden!

Aufgewachsen ist der Lukas in Ollersdorf, einem kleinen, feinen Ort nahe der Grenze zur Slowakei. Umgeben von Weingärten, Feldern (und neuerdings auch von wunderbaren Windkraftanlagen) und verschont von diversen „Durchzugsstraßen“ schmiegen sich die Häuserzeilen am Rande der Marchfeldebene an die ersten Hügel des Weinviertels, in die schon vor hunderten von Jahren die Kellergewölbe in den sandigen Boden gegraben wurden. Ein wunderbarer Platz der Ruhe und Stille.

Und genau diese Ruhe und Stille konnte der musikbegeisterte Gitarren-Autodidakt und „Metal-Fan“ Lukas so überhaupt nicht gebrauchen. Die musikalische Welt musste eine größere werden und auch die Auftrittsmöglichkeiten sollten sich auf mehr als die umliegenden Wirtshaus- und Vereinsbühnen erweitern. Und weil die Ollersdorfer Landstraßen ja quasi mit der ganzen Welt verbunden sind, schnallte er sich die Gitarre um und machte sich auf den Weg.

Ja, das liest sich jetzt nicht nur wie ein Märchen, das ist auch keines! Denn die Romantik auf diesem Wege muss man sich schon manchmal mit der Lupe aus den Erinnerungen suchen, aber das ist ja auch eine schöne Aufgabe. Und ganz so kitschig-romantisch war es eh nicht immer …

Da waren schon einige „Ochsentouren“ dabei, wo der „Onk Lou“ das Gefühl hatte, mit seiner Gitarre und seinen Liedern nicht nur am falschen Platz, sondern gar in einem falschen Universum zu sein. Aber auch davon kann man lernen, wenn man aufmerksam genug ist. Was er mit seiner „Solo-Tour“ schon hatte, das war der Vorteil, sich auch für geringe Gagen vor einem Publikum präsentieren zu können. Unterwegs ist er ebenfalls gerne und er kann durchaus mit sich selber etwas anfangen, deshalb war’s für ihn auch nicht so schlimm. Sagt er.

Früher hat das im Saal oft nur ein paar Hanseln interessiert,
da kommst dir dann schon ganz schön deppert vor …

Seine musikalische Sprache ist Englisch.

Das ist für den ehemaligen Germanistik-Studenten (… abgeschlossenes Studium? „Ja, für mich war ich schon fertig!“) kein Problem, weil er sich darin recht gut ausdrücken kann. Das Studium war der Lieferant für Geschichten und Erzählungen und es beschäftigt ihn eben wirklich noch immer. Beschäftigt hat ihn auch das Gemüse. Für einen Weinviertler Gemüsebetrieb war er eine Zeitlang als Auslieferer tätig. Das hat sich mit seiner Reiselust gut vereinbaren lassen und hat geholfen, die Miete zu zahlen für die kleine Wohnung in Wien, um der weiten Ruhe des Weinviertels zu entfliehen. Und das hat ihm wirklich gut getan!

Mit den Jahren hat er einige Städte bereist und fühlt sich überall ein bisschen wohl. Vergleiche hat er ja schon zur Genüge und so kommt er zu dem Schluss, dass es „bei uns“ gar nicht so schlecht sei: „In Berlin sind alle so cool und bilden sich fast was ein drauf, Berliner zu sein. In Wien ist das eher umgekehrt, da werden die Leute oft gar nicht fertig mit dem Geringschätzen der Stadt und dem darin befindlichen Kulturbetrieb. Obwohl sich in der Szene eh einiges tut … man raunzt halt gerne.“

Überlegungen ganz weg zu gehen, hatte er auch, aber derzeit ist er schon recht gerne da. Und dass seine Musik im Radio rauf- und runtergespielt wird, erleichtert das Hierbleiben natürlich. Geplant war das so ja nicht.

Eines Abends, als er wieder einmal von einem eher mühsamen Auftritt nach Hause gekommen ist („da hat das im Saal nur ein paar Hanseln interessiert, da kommst du dir dann schon ganz schön deppert vor …“), hat er sich gedacht, dass er sich mit der spärlichen Gage jetzt einen schönen Rausch ansaufen werde! Man muss sich ja irgendwie belohnen …

Es ist mir schon sehr wichtig, dass es „meines“ ist.

Vorher machte er zum Glück aber noch sein E-Mailprogramm auf und da war eine Anfrage zur Zusammenarbeit mit einer jungen und umtriebigen Agentur. Das war dann Belohnung genug und der Rausch wurde verschoben – oder eben nur auf eine andere Ebene verlegt. Der Moment, wo jemand an einen glaubt, und man das Gefühl hat, dass die Kunst, die man macht, auch verstanden wird, kann nämlich schon sehr berauschend sein.

Es wurde ein Konzept erarbeitet und der große Plan war und ist, dass sich der „Onk Lou“ mit den Agentur-Kontakten ein Publikum erspielt und so seine Musik mit System und Konsequenz immer weiter verbreitet. Gleichzeitig wurden eine CD eingespielt und Videos gedreht. Hier konnte er eine gute Verbindung zwischen seiner Reiselust und dem geringen Musiker-Budget finden. „Es war billiger nach Kuba zu fliegen, als hier die Szenen nachzubauen!“, grinst er. Also saß er flugs mit zwei Begleitern (Kamera und so …) im Flieger. Und weil in Kuba praktisch alles Filmkulisse ist, können sich die Videos wirklich sehen lassen! Und hören natürlich auch …

Schauspieler musste er auch keine engagieren, denn „als der Taxifahrer erfuhr, wo wir hin wollten, lud er gleich seine Freundin ein, mit uns an den Strand zu fahren. Sie machten dort dann ein paar Tage Urlaub und wir hatten schöne Bilder im Kasten!“ Als die neue CD (es gibt sie auch schon in Vinyl – also so richtig auf Platte!) dann Anfang April erschien, wurden die Radiostationen bemustert und sprangen auch prompt darauf an. „Sie haben gesagt, dass es sich so gar nicht österreichisch anhört“, grinst er – und das war quasi als Kompliment gemeint … sowassowas …

Seither ist er unterwegs zu diversen Radio- und Fernsehauftritten: „Ich wohne ja gleich gegenüber von den Puls 4-Studios und da hab ich mir gedacht, dass es cool wäre, wenn ich da mal zu Fuß zu einem Auftritt rübergehen kann!“ – und das ist auch schon passiert!

Auf Festivals quer durch Europa ist der „Onk Lou“ gerne gesehen und gebucht. Mittlerweile schon mit Band! Keyboard, Bass und Schlagzeug sind dazugekommen, was die Gagen zwar wieder schmälert, aber die Musik eben doch um ein paar Dimensionen weiter macht! „Mir ist immer wichtig, dass es „meines“ ist. Wenn ich das mit der Band noch besser umsetzen kann, dann fühlt sich das schon richtig gut an!“, weiß er die neue Situation sehr zu schätzen.

Sehr zu schätzen weiß das auch die Familie. „Meine drei Geschwister und ich wurden immer sehr liebevoll und frei erzogen und unseren Eltern war es wichtig, dass wir uns in unseren Tätigkeiten finden konnten! Und der Oma gfoit´s a scho …!“ Zuhause ist er nur noch selten und bei unserem Fotoshooting in der Ollersdorfer Kellergasse und beim „Zeisselwirt“ bemerkt er dann schon, wie weit er sich bereits entfernt hat. Obwohl: „Die Matratze daheim ist schon sehr super!“

Was er mitgenommen hat, das ist der Blick auf die Welt und die Menschen um ihn herum. Interessante Leute gibt es überall, und fade natürlich auch. Er hat sich eine Offenheit und eine Freude in seiner Tätigkeit erarbeitet, die ihn begleitet und sehr authentisch macht. Damit kann er sich auch überall sehen lassen, egal, ob er auf einem Indie-Festival spielt oder bei einer Sommerszene vor einer Italo-Schlager-Band auftritt.

„Onk Lou“ ist immer „Onk Lou“, der mit Überzeugung und Selbstsicherheit vor die Menschen tritt und ihnen erzählt, was er zu sagen hat. Und dabei ist es auch ganz egal, welcher Sprache er sich bedient, dieser Geist der Sache würde sich auch in Farsi mit tschatschikischem Dialekt vermitteln lassen. So ein Konzertpublikum ist sehr sensibel und es versteht in erster Linie die Ehrlichkeit, mit der die Geschichten präsentiert werden. Und ehrlich ist er, sowohl im Interview, als auch auf der Bühne!

Wie es weitergeht? Na, genau so, wie er es vor dem „Airplay“ schon gemacht hat, und wie es mit seiner Agentur geplant war: „Spielen, spielen, spielen … und halt auch gespielt werden!“ So funktioniert die ganze Sache und so hat er’s auch gerne!

Und wer jetzt noch immer keine langen Zähne auf einen Konzertbesuch von „Onk Lou“ bekommen hat, der möge sich noch einmal gemütlich zurücklehnen, sich das eine oder andere Musikvideo auf Youtube zu Gemüte führen und wenn es dann immer noch nicht funkt, dann ist es auch g’scheiter Zuhause zu bleiben. Vor Weghörern hat er eh schon oft genug gespielt, jetzt ist es Zeit für die Zuhörer!

VON JIMMY SCHLAGER

 

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