Lilienstahl: Auf des Messers Schneide

In den traditionsreichen Räumen der Ernstbrunner Eisengießerei Hammerschmied hat sich Florian Stockinger, jüngster Schmiedemeister Österreichs, seine Werkstatt eingerichtet und sich mit Lilienstahl seinen Kindheitstraum erfüllt.

Die neue Filteranlage bei der Schleifmaschine wird gerade getestet, als wir Florian Stockinger in seiner Schmiedewerkstatt in Ernstbrunn besuchen. Den Wasserfilter hat er selbst konstruiert, ob er den behördlichen Anforderungen entspricht, muss nun noch gecheckt werden. Gut, dass der jüngste Schmiedemeister Österreichs Absolvent der Höheren Technischen Lehranstalt für Maschinen- und Anlagenbau ist, denn viele seiner Gerätschaften konnte er so selbst herstellen oder für seine Zwecke adaptieren. Auch gut, dass er während des Zivildienstes das Handwerk des Schmieds erlernte und später mit der Meisterprüfung abschloss, denn damit stand dem langgehegten Berufswunsch nun nichts mehr im Weg.

Die Leidenschaft für Metall begleitet Stockinger nämlich schon seit seiner Kindheit und auch Messer hat er früher schon gefertigt. „Wenn ich es dann stolz meiner Mutter gezeigt habe, hat sie mich auf Fehler oder Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht, wenn etwas noch nicht so perfekt war. Ehrgeizig wie ich bin, habe ich dann so lange getüftelt, bis es gepasst hat“, grinst der Weinviertler, der dem schwäbischen Kaufmannsgeschlecht der ›Fugger von der Lilie‹ entstammt, woraus auch die Inspiration zum Firmennamen entsprang. Sein Meisterstück, das geschmiedete Familienwappen, wird bald den neuen Eingang zum Unternehmen in Ernstbrunn zieren, das sehr passend in den Räumlichkeiten der traditionsreichen Eisengießerei Hammerschmied logiert. Hier fertigt der Jungunternehmer nun Messer von höchster Güte, am liebsten aus Damaststahl, der aufgrund der ausgeklügelten Verarbeitungsweise eindrucksvolle Musterungen aufweist, die alleine schon Ausdruck der außergewöhnlichen Qualität der feinen Klingen sind.

 

Foto: Lilienstahl
Foto: Lilienstahl

Griffe aus den unterschiedlichsten Edelhölzern mit wunderschönen Maserungen wie wilde Olive oder Akazie und aus Hirschhorn, feinst geschliffen und poliert, elegant versehen mit silbernen Pins, perfektionieren die Jagd-, Küchen- oder Sammlermesser ganz nach Kundenwunsch. Damit das Messer auch erstklassig in Kundenhand liegt, wird hier sogar Maß genommen. „Ich mache dann eine Skizze vom Handabruck und passe das Messer genau daran an“, verrät Florian Stockinger eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Denn so entstehen hier im Weinviertel unvergleichliche Unikate, die ihresgleichen suchen.

Dass diese edlen Messer aber nicht nur optisch, sondern auch qualitativ überzeugen, dafür sorgt die Handwerkskunst des jungen Schmiedes, der die ausgesuchten Metallplatten so gekonnt ineinander verschmilzt, dass die rostfreien Klingen im wahrsten Sinne des Wortes Haare spalten können. Kein Wunder, dass sich so hier seit der Firmengründung im vergangenen Jahr bereits eine Klientel aus Kennern einfindet: Nicht nur Liebhaber und Sammler oder Jäger schätzen die hohe Qualität, mit der Stockinger hier elegante Schneiden hervorbringt. Auch in den Küchen des Landes ist man zunehmend bereit, in solch hochwertiges Schneidwerkzeug zu investieren, das sich nicht nur optisch abhebt, sondern auch mit besonders scharfer Klinge.

„Ein Qualitätsmerkmal von guten Messern ist natürlich auch, wie lange die Klinge scharf bleibt“, erklärt der Jungschmied und verweist auf die hohe Haltbarkeit seiner Klingen, die sich durch richtige Pflege und Handhabung verlängern lässt. „Wer Messer von Hand wäscht und die Arbeit nicht der Geschirrspülmaschine überlässt, tut der Klinge Gutes“, weiß der Profi.

Etliche seiner Kunden pflegen die Klinge – wie man es traditionell von Barbieren kennt – am Lederstreifen, was dafür sorgt, dass sich winzige Unebenheiten, die am Metall beim Schneiden entstehen können, wieder schließen. Verliert die Klinge mit der Zeit an Rasierschärfe, kann sie in Florians Schmiedewerkstatt nachgeschliffen werden. Dieses Service gibt es hier übrigens auch für Messer, die nicht seiner eigenen Werkstatt entstammen.

Dass diese hohe Qualität ihren Preis hat, versteht sich von selbst. 1.700 Euro hat das bisher teuerste Messer gekostet, das die Ernstbrunner Schmiede bereits verlassen hat. Je nach Materialien, die Stockinger einsetzt, sind die Messer aber durchaus auch günstiger, etwa in der preiswerteren Edelstahlversion, zu haben. In jedem Fall fertigt Florian Stockinger mit Lilienstahl auf Bestellung und Kundenwunsch an, denn schließlich soll das Messer ja exakt auf seinen Besitzer zugeschnitten sein.

Bereits nach kurzer Zeit konnte sich der junge Weinviertler mit seinen Lilienstahl-Messern auch zum heißen Geschenktipp für Männer mausern – kein Wunder, kann doch ein solches Edelmesser durchaus über Generationen zum Familienerbstück avancieren.

Coverstory aus der Wein4tlerin Herbst 2015

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