Krystyna Suchodolski: Wo die Liebe hinfällt …

Mit sieben Jahren, als Krystyna Suchodolski in Warschau begann, Klavier und Querflöte zu lernen, konnte sie nicht ahnen, dass ihr Flügel eines Tages wertvolle Antistress-Therapie sein würde. Damals dachte sie vielmehr an eine Karriere als Musikerin, schrieb sie doch schon in jungen Jahren eigene Musikstücke fürs Theater. Doch kommt erst einmal die Liebe ins Spiel, kann das Leben ganz ungeplante Wege einschlagen.

Während eines Urlaubs in Österreich lernte sie Franz Suchodolski kennen und lieben, der wie sie in Polen geboren war und in Poysdorf einen Produktionsbetrieb für Damen- und Herrenoberbekleidung führte. Kurz darauf folgte sie im Jahr 1979 dieser Liebe ins Weinviertel und machte damit auch die Mode zu ihrem großen Thema. Für Krystyna Suchodolski kein so großer Sprung, denn „durch meine Liebe zur Musik habe ich wohl einen besonderen Sinn für das Schöne, für Ästhetik und Wertigkeit.” Gemeinsam mit ihrem Mann, einem begnadeten Kürschner und Handwerker führte sie die Geschäfte der Poysdorfer Produktion, die im Wiener Verkaufslokal seine Abnehmer fand. Bald wurde der Betrieb um Pelz- und Lederbekleidung erweitert und damit entstand auch ein erster Bezug zur Trachtenledermode. Während die Geschäfte florierten, brachte Krystyna Suchodolski zwei Söhne zur Welt. Heute schmunzelt sie: „Sie waren eben typische Kinder von Geschäftsleuten und sind quasi im Unternehmen groß geworden.”

STARTSCHUSS DER ERFOLGSSTORY

Eine Weinviertler Erfolgsgeschichte bahnt sich an 1990 wurde der Betrieb unter dem Namen Pelz & Leder Suchodolski ganz nach Wien verlegt. Die Distanz nahm einfach zu viel Zeit in Anspruch. Ganz aufs Weinviertel verzichten wollten Suchodolskis aber nicht und so machten sie sich auf die Suche nach einem Domizil fürs Wochenende, das sie in Groß Schweinbarth fanden. So blieb die Familie trotz des Wiener Geschäftslebens auch weiterhin mit dem Weinviertel verbunden. Gänserndorf war damals noch recht wenig belebt und vier Jahre später kam der Powerfrau in den Sinn: „Hier sollte man etwas tun!” Sprach’s, erkundigte sich bei der Stadtgemeinde nach einem freien Geschäftslokal und fand kurze Zeit später in der Protteserstraße passende Räumlichkeiten. Auf dreihundert Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnete sie gänzlich unerschrocken ein Geschäft für Lederbekleidung und Trachtenmode. „Damals war die Tracht am absoluten Tiefpunkt, kein Mensch hatte Interesse an Dirndln und Lederhosen“, erinnert sich die Unternehmerin an ihren mutigen Start in der Bezirkshauptstadt. Als sie dann auch noch das Edel-Label Sportalm zu ihrer Hauptmarke machte, und damit in Ostösterreich zu den ersten zählte, die die Marke führten, erntete sie nur Kopfschütteln. Dirndln um 6.000 oder gar 8.000 Schillinge hingen da auf den Kleiderbügeln und das in einer Zeit, in der Tracht sowieso nicht besonders groß geschrieben wurde. „Die Suchodolski ist ganz einfach nicht normal!“, hörte man die Leute sagen. Schließlich wußten die wenigsten, dass die Verkaufspreise der feschen Dirndln aus der Kitzbühler Werkstätte fix vorgeschrieben waren und nicht einer übermütigen Kalkulation entstammten.

DEN MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT

Doch die wackere Blondine ließ sich nicht beirren. „Ich habe keine Berührungsängste mit Verkaufspreisen,” so Krystyna Suchodolski, die überzeugt war und ist, dass Kunden verdienen, dass ihnen das Besondere geboten wird. Da waren harte Zeiten für das Unternehmen eingeläutet, doch die tüchtige Geschäftsfrau hatte schon in den Siebzigern bewiesen, wie ernst sie es mit der Liebe nimmt. Und in diesem Fall war es die Liebe zur Trachtenmode, die es ihr schon immer angetan hatte. „Ich wollte das und ich war überzeugt, dass es funktionieren würde”, funkelt beim Gedanken an die Härten der Anfangzeit auch heute noch das Feuer der Leidenschaft in ihren Augen. „Je stärker mir der Wind entgegenbläst, desto kämpferischer werde ich”, lächelt Krystyna Suchodolski verschmitzt.

Mag sein, dass es ein wenig länger dauerte, sich mit hochwertigen Kollektionen zu etablieren, doch die mutige Unternehmerin hatte nie daran gezweifelt, dass sich die passende Klientel finden würde. „Viele Menschen neigen in schlechten Zeiten dazu, aufzugeben. Doch das war nie ein Thema für mich!” Und sie hat recht behalten!

QUALITÄT SETZT SICH DURCH

Heute ist das Unternehmen überregional bekannt für Trachten- und Jagdmode in höchster Qualität. Namhafte Labels wie Mothwurf, Wenger, Sportalm und Lena Hoschek zählen zum ständigen Sortiment. Zwar findet man bei Leder und Trachten Suchodolski, dessen Geschäftsleitung die toughe Businessfrau 1998 von ihrem Mann übernommen hatte, durchaus auch günstige Modelle, aber vor allem wer das Besondere sucht, weiß, dass er hier fündig wird.

Vor fünfzehn Jahren übersiedelte das Unternehmen von der Protteserstraße ins neu erbaute Einkaufszentrum in der Bodenzeile. „Ich habe sofort zugeschlagen! Als ich den Vertrag unterschrieben habe, standen hier noch die Weizenfelder”, schmunzelt Krystyna Suchodolski und freut sich, über ihren guten Riecher fürs Geschäft. „Den braucht man einfach, wenn man Erfolg haben will”, ist sie überzeugt, „man braucht ein geschäftliches Lebensgefühl. Mit Kunden, mit Lieferanten und eigentlich mit Geschäftspartnern aller Art. Für mich ist es ein Lebensgefühl, im Geschäft zu stehen!”

NACHFOLGER IN SICHT

Den hohen persönlichen Einsatz sieht man der Chefin an, die kaum beim Interview still sitzen kann, wenn Kunden zur Tür herein kommen, die sie gerne persönlich begrüßen würde. Seit dem Jahr 2000 teilt sie dieses Lebensgefühl mit ihrem Sohn Philipp, der im Unternehmen fleißig mitarbeitet und ein Onlineshop-System etablierte, das sich großer Beliebtheit erfreut und schon zu einem zweiten Standbein geworden ist. Stolz lächelt Krystyna Suchodolski, die sich über das große Interesse ihres Sohnes am elterlichen Betrieb freut.

sucho1WEINVIERTLER TRACHT

Seit der Eröffnung des Gänserndorfer Geschäftslokals gehören regelmäßige Modeschauen zum Fixpunkt im Kalender. Seit 1995 präsentiert Krystyna Suchodolski die neuen Kollektionen gekonnt, charmant und sehr professionell. Da muss alles perfekt organisiert sein – von der Moderation über die Musik und – last but not least – natürlich die Mode.

Mit einer besonderen Präsentation hat die Trachtenlady im Jahr 2009 beeindruckt, als sie auf Schloss Hof im perfekten Rahmen die neue Weinviertler Tracht präsentierte, die sie in jahrelanger Kleinarbeit entworfen und in Zusammenarbeit mit Wenger und Lodenfrey auf den Markt gebracht hatte.

„Ich will immer nur das Beste, deshalb suchen wir uns auch die besten Partner für unsere Projekte. Mit Wenger und Lodenfrey ist uns das auch gelungen”, freut sie sich darüber, dass die Weinviertler Tracht so gut angenommen wurde. „Wir hatten sie am Wochenende präsentiert und am Montag kamen schon die ersten Kunden, um sie zu kaufen.” Und aufmerksame Beobachter wissen, dass es kaum einen offiziellen Anlass im Weinviertel gibt, bei dem man nicht viele dieser regionalen Trachten bei Damen und Herren sieht. „Es war unglaublich schön, ein toller Erfolg! Wir hatten großes Glück, dass die Tracht dann wirklich so gut angekommen ist”, so die Unternehmerin nicht ohne Demut.

PROJEKTE OHNE ENDE

Die kreative Ader der Krystyna Suchodolski ist allerdings noch lange nicht erschöpft, sondern wird – ganz im Gegenteil – von Sohn Philipp noch weiter angeheizt. So arbeitet das Dreamteam gerade intensiv an einer neuen Marchfeld-Tracht, die gemeinsam mit den fünfundzwanzig Marchfeldgemeinden und dem Verein Marev kreiert wird.

Die Vorarbeit, bis eine solche Trachtenkollektion dann letztlich im Geschäft erhältlich ist, ist immens. „Begonnen mit der sorgfältigen Auswahl von Stoffen, Farben und Materialien bis hin zu den passenden Knöpfen und den kleinsten Details muss alles gut durchdacht und perfekt abgestimmt sein.” Auch bei der Stoffauswahl gibt es keinerlei Kompromisse für das Suchodolski-Team. Beste Qualität ist selbstverständlich, gerne wird edle Seide verarbeitet, die in einer Seidenweberei hergestellt wird, die schon seinerzeit den kaiserlichen Hof beliefert hatte.

„Ich halte Tradition für etwas sehr Wichtiges”, so die Trachtenexpertin, „aber sie darf immer wieder neu aufleben. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass sich die Trachtenmode weiterentwickelt.” Und wenn man den Boom der letzten Jahre betrachtet, hat Krystyna Suchodolski wohl recht damit. „Tracht muss tragbar sein, aber sie darf ruhig auch ein bisserl kitschig sein.” Die fröhlichen Farben der Kollektionen, die aufregenden Schnitte, exklusive Applikationen, tolle Schürzendekors und der unglaubliche Boom bei den Lederhosen bestätigen das eindrucksvoll und machen auch die Jugend zu hingebungsvollen Sympathisanten.

Angst vor der Zukunft kennt Krystyna Suchodolski nicht. „Es gibt im Geschäftsleben immer gute und weniger gute Zeiten, das ist doch völlig normal.” Für letztere ist sie gerüstet. Bei Umsatzrückgang heißt es für sie: voll durchstarten. Und sie bleibt weiterhin fest davon überzeugt, dass man „den Kunden nur etwas G’scheites anbieten muss.” Und das erfordert ständiges Wachstum, gute Beobachtung und den schon angesprochenen guten Riecher. „Wir haben uns auf das Besondere spezialisiert, das ist unsere Stärke. Und die Erfahrung zeigt, dass Kunden gerade bei der Tracht auch das Besondere suchen.”

sucho3TRACHTENLADY GANZ PRIVAT

Viel persönliche Freizeit bleibt im Leben der leidenschaftlichen Unternehmerin ohnedies nicht. Zweimal im Jahr reist Krystyna Suchodolski in ihre Heimat Polen, um ihre Familie zu besuchen. Nach anstrengenden Arbeitstagen kann die Unternehmerin gut bei langen Spaziergängen und Nordic Walking-Runden in der Stille der Natur entspannen. Ein Fixpunkt in ihrem Alltag ist der Besuch im Fitnessstudio. „So müde vom Arbeitstag kann ich gar nicht sein, wenn ich dann aus dem Fitnessstudio komme, bin ich wieder topfit!” Und dann ist ja da auch noch der Flügel. Und wenn sie dort Platz nimmt und sich der Musik hingibt, dann vergisst Krystyna Suchodolski auch heute noch alles ringsum. Denn auch die Musik zählt nach wie vor zu ihren großen Leidenschaften. Wo die Liebe eben hinfällt … |

Coverstory aus der Wein4tlerin Winter 2013 | Fotos: Wein4tlerin

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