Katharina Lukas: Burgfräulein

Das Mittelalter erfreut sich auch in unserer Region wachsender Beliebtheit. Zahlreiche Events und Ritterfeste – ob in Eggenburg, Dürnkrut oder auf der Rosenburg – locken jährlich tausende Besucher von nah und fern an. Viele von ihnen nützen dabei die Gelegenheit entsprechend ›gewandet‹ teilzunehmen. In der Burgtaverne Kreuzenstein, unmittelbar neben der Leobendorfer Burg, schlüpft man gar täglich in mittelalterliche Gewandung, denn hier wird das Mittelalter nicht nur kulinarisch zelebriert.

ERZÄHLT VON LILLY DIPPOLD

 

Schon während ihres Volkskundestudiums war die Burg Kreuzenstein beliebter Arbeitsplatz für Katharina Lukas, die Besuchern in Führungen die Geschichte dieses einmaligen Bauwerks vermittelte. Nach Abschluss der Tourismusschule in Krems fühlte sich die sympathische Leitzersdorferin, die heute mit ihrer Familie mit Burgblick in Leobendorf lebt, zwar wirtschaftlich bestens gerüstet, doch etwas fehlte ihr. „Meine Freunde hatten nach dem Gymnasium mehr Allgemeinbildung, wussten über Geschichte und Geografie Bescheid, über Literatur und Kunst. Ich vermisste das und beschloss deshalb, mir das Studium der Volkskunde zu gönnen, das ja letztlich auch einiges mit Tourismus zu tun hat“, erzählt sie von ihrem Werdegang.

Als das benachbarte Wirtshaus neben der Burg Kreuzenstein einen neuen Pächter suchte, sah die junge Mutter die Chance, all ihre Neigungen gebündelt einzubringen. Schließlich hatte sie das nötige Know-how für den Gastronomiebetrieb und ihre persönliche Leidenschaft fürs Mittelalter, die sie mit ihrem Mann teilt und auch privat gerne auslebt, konnte hier zum daily business werden. Denn „was lag näher, als hier eine mittelalterliche Taverne zu betreiben“.

Wie viele Liebhaber dieser Epoche hat auch Katharina in mittelalterlicher Gewandung geheiratet. „Ich glaube, die viele Technik, der massive Mainstream und die Hektik unserer Zeit machen Sehnsucht nach der Einfachheit und Bodenständigkeit, die wir mit dem Mittelalter verbinden. Deshalb ist dieser Flair jetzt auch so beliebt.“

burg4 Startschuss Burgtaverne

Kaum beschlossen, ging alles sehr schnell: Im Februar übernahm die Neo-Gastronomin den Betrieb, der nun umgebaut, ausgestattet und eingerichtet werden musste, im März 2013 öffnete die Burgtaverne Kreuzenstein bereits erstmals ihre neuen Pforten. „Wir waren mit den Umbauarbeiten bei der Eröffnung noch gar nicht ganz fertig, als wir im Frühjahr die ersten Gäste empfingen“, erinnert sich Katharina Lukas an die Anfänge zurück, in denen noch viel improvisiert werden musste.

Nicht nur die letzten Fertigstellungsarbeiten wurden in der Saison neben dem laufenden Geschäft verrichtet, „ich war natürlich auch noch sehr unerfahren mit dem Standort und musste viel lernen. Da waren höchste Flexibilität und viele helfenden Hände von Familie und Freunden sehr gefragt“, schmunzelt sie und ist heilfroh über die tatkräftige Unterstützung ihres Bruders, der mit dem Modul ebenfalls eine einschlägige Berufsausbildung hat und mit seinem ausgeglichenen, ruhigen Wesen für Erdung bei der lebendigen Gastronomin sorgt.

Denn Überraschungen waren in dieser Zeit natürlich an der Tagesordnung und nicht alles, war nur erfreulich. „An den ersten Frühlingstagen hatten wir damals immer ein paar Gäste, als dann aber der erste Sonnentag die Gemüter erwärmte, war der Berg plötzlich voller Menschen und unsere Taverne in Minutenschnelle zum Bersten voll. Damit habe ich natürlich damals nicht gerechnet!“ Heute wirft Burgfräulein Katharina das Wetter nicht mehr so schnell aus der Bahn, denn  sie hat längst gelernt, ihr Geschäft im Einklang mit der Natur zu betreiben. „An kühlen Tagen essen unsere Gäste gerne Eintopf, an heißen Tagen sind deftige Speisen nicht so sehr gefragt“, weiß sie jetzt und richtet sich mit ihren Angeboten danach. Und wenn sich auch nicht alles genau kalkulieren und berechnen lässt, hat sie sich doch bereits die nötige Ruhe und Sicherheit angeeignet, um auch stressige Zeiten und Unvorhergesehenes gut zu meistern.

Gastronomie mit Gefühl

„Wir versuchen, unseren Gästen persönlich zu begegnen“, ist eine ihrer vorrangigsten Parolen für ein gutes zwischenmenschliches Einvernehmen im Team und mit den Gästen. Insgesamt dreihundert Sitzplätze hat man hier in der Burgtaverne zur Verfügung und es kommt trotzdem immer wieder vor, dass das charmante Lokal bis auf den letzten Platz besetzt ist. „Zuletzt hat der mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf der Burg Kreuzenstein für ein solch großes Gästeaufkommen gesorgt, das trotz unserer Erfahrung auch heute noch im Voraus nicht immer abzuschätzen ist. Da sind Wartezeiten einfach unvermeidlich“, erzählt Burgfräulein Katharina Lukas. „Mir ist der gute Draht zu unseren Gästen wichtig und ich erlebe immer wieder, dass man auf ganz viel Verständnis stößt, wenn man offen mit den Menschen spricht. Ich bitte Gäste dann, vielleicht noch eine Runde um die Burg zu spazieren und später wiederzukommen, und das passt für die meisten gut“, freut sie sich, auf diese Weise auch immer mehr Stammgäste in ihrer Burgtaverne zu gewinnen.

burg5Was sicherlich auch am originellen Angebot hier liegt. Schon optisch ist die Burgtaverne ja ein Hingucker, Speisen und Getränke werden da authentisch in Tonkrügen und auf einfachen Tontellern serviert, die Kellner notieren das Bestellte mit Gänsekiel und tragen allesamt mittlelterliche Gewänder. Das Ambiente insgesamt versetzt den Gast hier rasch in mittelalterliche Stimmung. Verstärkt durch leisen Musikgenuss und natürlich das passende Speisenangebot wie ›mittelalterliches Gulasch‹, ›Gänseeintopf mit Datteln‹ oder auch die mittelalterliche Stelze, die zu den Lieblingsgerichten der Wirtin zählt.

Kein Wunder, dass sich hier gerne mittelalterliche Vereine einfinden und Fans dieser Epoche ihre mittelalterlichen Hochzeiten und sonstige Feste in der Burgtaverne feiern. Ein Extraraum für siebzig Gäste mit eigener kleiner Terrasse ist hierfür geradezu ideal geeignet. Auf Wunsch gibt es da sogar einen mittelalterlichen Entertainer, der mit Gesang, Feuershow und Hochzeitsspielen für gute Unterhaltung sorgt. Und wer es ganz echt mag, kann in der Burg Kreuzenstein nach der Möglichkeit einer Trauung in der Burgkapelle anfragen.

Fragt man Katharina Lukas nach dem schönsten Erlebnis in ihrer bisherigen Gastronomiekarriere, kommt sie ins Grübeln. „Das kann ich gar nicht so auf den Punkt bringen. Für mich hat Gastronomie sehr viel mit Gefühl zu tun“, erklärt sie, „und deshalb ist es das Schönste, wenn unsere Gäste zufrieden sind. Und wenn ich eine unserer Speisen serviere und die Besucher klatschen vor lauter Begeisterung, dann bin ich überglücklich und fühle mich in meinem Tun bestätigt. Genau so soll es für mich sein“, resümiert die Burg-Wirtin ihre beruflichen Wünsche, an denen sie auch weiter intensiv arbeiten und die Angebote der Burgtaverne systematisch ausbauen möchte.

Mit regelmäßigen Events wie Ritteressen, Stelzenessen und der ›Mittelalterlichen Schweinerei‹ will man  den Gästen der Burgtaverne kulinarischen Grund zum Wiederkommen geben, aber auch Unterhaltsames, wie mittelalterlicher Musikgenuss am 12. Juni mit Arnulf, dem Schandmaul, beim Mittelalter-Abend wird hier geboten. Mit ein wenig Glück an einem lauem Sommerabend am Fuße der idyllischen Burg mit weitem Donaublick – zurückversetzt in eine Zeit voller Magie, Einfachheit und Bodenständigkeit.

in der Wein4tlerin #28, Ausgabe Sommer 2015
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