Frauen vor – Wasser marsch!

Jetzt kommen die Feuerwehr-Frauen

Ein so flächendeckendes Feuerwehrwesen, wie wir in Niederösterreich schätzen dürfen, ist überhaupt nur deshalb möglich, weil so viele engagierte Frauen und Männer in ihrer Freizeit ehrenamtlich unzählige Stunden dafür aufwenden.

TEXT & FOTOS: CHRISTOPH HERBST

 

Ausbildung und Übungen sichern die hohe Kompetenz für die professionelle Hilfeleistung, Feuerwehrveranstaltungen sorgen zu einem ganz wesentlichen Teil für die finanziellen Grundlagen für den Feuerwehrbetrieb. Bewerbe sind der Sport der Feuerwehr, die Wettkämpfe sind mittlerweile die jährlichen Highlights der teilnehmenden Teams. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Feuerwehrbewerbe – so wie auch der Feuerwehrdienst – eine reine Männerdomäne. Erst in den 90er Jahren waren vereinzelt Frauen in Uniformen zu erblicken, mittlerweile sind sie aus dem Feuerwehrwesen nicht mehr wegzudenken.

Im Verwaltungsbezirk Mistelbach lässt sich die Stärke der Feuerwehrfrauen statistisch einfach darstellen: Zur Jahresmitte 2017 sind exakt 6.804 Feuerwehrmitglieder bei den 116 Feuerwehren registriert. 588 davon sind Mädchen und Frauen, das ergibt einen Anteil von genau 8,64 %. Nicht viel, werden vielleicht einige sagen. Doch blickt man zehn Jahre zurück, waren von 6.690 Feuerwehrmitgliedern nur 350 weiblichen Geschlechts – der Anteil stieg also um dreieinhalb Prozentpunkte!

Ein wahres Vorbild an Gleichberechtigung

Blickt man etwas hinter Statistiken und Kulissen wird schnell klar, dass Frauen im Feuerwehrdienst genauso das tun, was auch ihre männlichen Kameraden tun. Leistungen und Leistungsbereitschaft decken sich in allen Bereichen, es gibt keinen Frauenbonus bei Ausbildung, Bewerben oder gar Einsätzen. Tauglichkeitskriterien, Mindestpunkteanzahlen bei Leistungsprüfungen und –bewerben sind völlig ident. Da könnte schnell der Eindruck entstehen, dass nur Überfrauen, Leistungssportlerinnen oder – verzeihen sie den Ausdruck – „Mannweiber“ es wagen, einer Freiwilligen Feuerwehr beizutreten…

Feuerwehrfrauen sind Frauen von nebenan

Weit gefehlt! Wir treten gerne den Gegenbeweis an und stellen fünf engagierte Feuerwehrfrauen aus dem Bezirk Mistelbach vor. Maria, Wera, Stefanie, Yvonne und Maria-Theresia – waren sofort Feuer und Flamme nicht nur Rede und Antwort, sondern auch Modell zu stehen. An einem Samstagnachmittag rund um das Feuerwehrhaus in Gaweinstal wurden Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht.

Aufbau einer Löschleitung, Leisten von Erster Hilfe und Absicherungsmaßnahmen setzen sind nur einige Tätigkeiten, die die fünf Frauen routiniert verrichten. Nach erfolgreicher Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin üben Yvonne und Stefanie auch den härtesten Feuerwehrjob mit dem bis zu 30 Kilo schwerem Atemschutzgerät aus. Wera lenkt schwere Feuerwehrfahrzeuge, bedient Aggregate und Geräte und ist sogar als Kranfahrerin ausgebildet! Maria ist als Finanzexpertin die Managerin der Feuerwehr und Maria-Theresia ist laufend bei Einsätzen auf der A5 mit dabei. Sie alle verbindet – so wie jedes Feuerwehrmitglied – die Bereitschaft zu helfen, wenn Hilfe notwendig ist. Vor allem die Arbeit im Team und das Erleben der Gemeinschaft „Feuerwehr“ ist für sie der Lohn für die oft anstrengende Tätigkeit. Einen Wunsch haben sie alle: „Es sollen noch viel mehr Frauen jeden Alters den Schritt wagen, einer Freiwilligen Feuerwehr beizutreten, denn Frauen spielen im modernen Feuerwehrleben und –dienst eine wichtige Rolle!“

Maria, eine klassische Spätberufene im offiziellen Feuerwehrdienst, ist seit Dezember 2013 aktives Feuerwehrmitglied. Ausschlaggebend war, dass ihr Mann zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Wetzelsdorf gewählt wurde und sie ihn auch offiziell bei seiner fordernden Aufgabe unterstützen wollte.

Schnell wurden die Grundausbildung, die erforderlichen Module absolviert, und das Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze und Silber erkämpft. Beruflich als selbstständige Versicherungs- und Finanzexpertin tätig, folgte 2017 der Karrieresprung zur Leiterin des Verwaltungsdienstes. Hier setzt sie nun ihr berufliches Know-How für die Feuerwehr ein, bei der ihr die Gemeinsamkeit und das „Family-Feeling“ am Herzen liegt.

Als eines der schönsten Feuerwehr-Erlebnisse berichtet sie mit einem Lächeln im Gesicht von der jährlichen Florianimesse, die auch zur rhythmischen Muttertags- und Familienmesse umgestaltet wurde. „Danach lädt die Feuerwehr alle zum gemeinsamen Frühstück mit Muttertagsüberraschung ins Feuerwehrhaus ein“, ist Maria von der zahlreichen Teilnahme der Ortsbevölkerung begeistert.

Eine Benachteiligung von Feuerwehrfrauen sieht sie grundsätzlich nicht. „Einen Wermutstropfen gibt es dennoch, leider öffnet sich nicht jede Feuerwehr und bietet engagierten Frauen die Möglichkeit, in der Gemeinschaft mitzuarbeiten. Da gibt es noch Verbesserungspotential. Nur gemeinsam können wir – Frauen und Männer – für die Sicherheit unserer Ortsbevölkerung tätig sein. Deswegen soll diese Gemeinschaft auch bei Übungen und anderen Zusammenkünften gepflegt und gelebt werden!“, blickt Maria positiv in die Feuerwehrzukunft.

Stefanie hat das Thema Feuerwehr von klein auf begleitet, das Feuerwehr-Gen wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Denn seit Generationen sind Männer der Familie Grum erfolgreich im Feuerwehrdienst tätig. Steffi ist die erste Feuerwehrfrau in der Familie, für sie war es selbstverständlich, auch in der Feuerwehr mitzuhelfen. Im Jahr 2000 zuerst in der Feuerwehrjugend, später dann bei den Aktiven. Nach den erforderlichen Ausbildungen war sie als Gruppenkommandantin tätig und wechselte zuletzt in den Verwaltungsdienst, wo sie ihre beruflichen Erfahrungen als Buchhalterin optimal einbringen kann. Erfolgreich absolvierte Steffi auch diverse Leistungsabzeichen und Ausbildungsprüfungen. Besonders erwähnenswert ist hier eine Top-Platzierung beim Bewerb um das Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold. Als Bewerterin beim Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze und Silber tourt sie mit ihren Bewerterkolleginnen und –kollegen durch Niederösterreich. „Die Feuerwehr bietet eine abwechslungsreiche und interessante Arbeit, wo es immer neue Herausforderungen gibt. Kein Einsatz, keine Übung ist wie die vorherige“, ist Steffi überzeugt, dass diese Herausforderungen viele Frauen positiv bewältigen können.

Unterstützung und gegenseitige Hilfe unter weiblichen und männlichen Feuerwehrmitgliedern ist selbstverständlich und wird in Mistelbach gelebt. Interesse und Initiative zu zeigen sind wichtiger Teil im Feuerwehrleben, die Scheu abzulegen und nicht zurückzuschrecken ist das Geheimnis des Erfolgs! „Körperliche Grenzen im Feuerwehrdienst gibt es bei Frauen wie auch bei Männern. Aber Feuerwehrarbeit ist Teamwork, durch gegenseitiges Unterstützen und gemeinsames Arbeiten gibt es hier keine Schwierigkeiten! Das sehen auch die Ausbildungsvorschriften der Feuerwehr bereits so vor“, kann Steffi auch nach mittlerweile 18 Jahren Mitgliedschaft bei der Feuerwehr berichten.

Maria-Theresia (kurz Mesi) ist eigentlich fast ihr halbes Leben bei der Feuerwehr, zählt man die Zeit bei der Feuerwehrjugend mit dazu. „Bei uns in Gaweinstal sind viele Mädchen bei der Feuerwehrjugend und Frauen bei der aktiven Mannschaft“, und so ist es auch für Mesi selbstverständlich bei der Feuerwehr engagiert zu sein.

Bei der Feuerwehrjugend ist der Teamspirit sehr groß, so haben es die Feuerwehrjugendlichen aus Gaweinstal beispielsweise gemeinsam geschafft, sich für die Bundesfeuerwehrjugend-Leistungsbewerbe zu qualifizieren. Da waren nur die besten 20 Gruppen aus ganz Österreich mit dabei, so wie Mesi und ihre Freundinnen und Freunde bei der Feuerwehrjugend.

Die Frage, warum sich Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren sollen, beantwortet Mesi so: „Weil Frauen genauso wie Männer sehr leistungsfähig sein können.“ Das beweisen sie im Einsatz- und Dienstbetrieb der Feuerwehr immer wieder, aber auch bei Bewerben, wo mittlerweile die Damenteams immer tolle Leistungen bringen. Mesi freut sich sehr darüber, dass die Unterstützung und Akzeptanz von Frauen in ihrer Feuerwehr in Gaweinstal so groß sind …

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Wein4tlerin Ausgabe Frühling 2018
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