Dagmar Weingartshofer-Minarik: Flowerpower

von Lilly Dippold

Die Geschichte erinnert ein wenig an die Gründung amerikanischer Konzerne wie Apple & Co, denn auch Maria und Franz Weingartshofer starteten das heutige Familienunternehmen im Jahr 1974 in ihrer Garage.

 

Das war praktisch, denn die Kinder waren noch klein und so ließen sich Beruf(ung) und Familie wunderbar verbinden. Die Melange aus ihrer Liebe zu Mensch und Natur, ihr besonderes Händchen für die schönsten Arrangements und ihr guter Geschmack waren es wohl, die bald Kundschaft von ringsum in die Bisamberger Blumen-Garage führte.

Als vier Jahre später die Friedhofsgärtnerei in Korneuburg zum Verkauf stand, übersiedelte das Blumengeschäft in die Bezirkshauptstadt. Mit viel Fleiß und einem ganz besonderen grünen Daumen entwickelte sich das kleine Unternehmen bald zu einer Art Fixstern am Weinviertler Floristenhimmel. Das besondere Geschick von Maria und Franz Weingartshofer, ihre Liebenswürdigkeit und die einzigartigen Gestecke, Sträuße und Kränze waren bald weithin bekannt und beliebt. Tochter Dagmar trat 1983 in die elterlichen Fußstapfen, erlernte den Beruf von der Pike auf und ergänzte den Familienbetrieb, der sich zunehmend erfolgreicher entwickelte. Neue Glashäuser wurden errichtet um die schönsten Balkon- und Gartenblumen heranzuziehen.

Ein Strich durch die Rechnung

Als sich mit der EU die Grenzen öffneten, traf das – wie viele österreichische Unternehmen – auch Blumen Weingartshofer schwer. Billigimporte überschwemmten den Blumenmarkt und machten die stattlichen Glashäuser quasi über Nacht völlig unrentabel. Die damit verbundenen Investitionen, die dazu im Unternehmen gemacht wurden, waren da plötzlich zu einem existenzbedrohenden Risiko geworden. Licht am Ende des Tunnels kam in Gestalt von Ehemann Gerhard Minarik, der 1996 ins Unternehmen einstieg, und sich als „Zahlenmensch“ um die wirtschaftlichen und technischen Seiten des Unternehmens kümmerte, während sich Mutter und Tochter weiterhin fleißig dem kreativen Bereich widmeten.

Wer heute, etwa im Rahmen der weithin beliebten Adventausstellung, durch den stets geschmackvoll arrangierten Betrieb schlendert, um die schönsten Arrangements zu bewundern, wird nicht erahnen, dass in den vergangenen Jahrzehnten gleich einige große Hürden gemeistert werden mussten, um das Familienunternehmen erfolgreich weiterzuführen.

Da erzählt Dagmar Weingartshofer-Minarik beispielsweise von Kellerräumen, deren Wände plötzlich einzustürzen drohten, und von Glashäusern, in denen im Winter die Heizung ausfiel, sodass die dort zum Überwintern untergebrachten Pflanzen von Kunden reihum erfroren und damit beträchtlicher Schaden entstand. Heute kann die Floristik-Meisterin darüber lächeln, weil die Familie all diese Bedrohungen mit Zusammenhalt und Fleiß meistern konnte. Überstandene Schicksalsschläge machen nachträglich dankbar, demütig und sie erden, weil man daraus gelernt hat, dass täglich etwas Unvorhergesehenes geschehen kann.

Eine Branche im Wandel

Im Laufe der Jahrzehnte ist auch die Floristik einem starken Wandel unterworfen. Waren es früher ausschließlich Gärtnerei-Blumengeschäfte, in denen man Frühlingsblumen, Türkränze oder Adventgestecke kaufte, gibt es preiswerte Angebote heutzutage in Supermärkten und sogar auf Tankstellen. Selbst die Trauerfloristik ist einem Wandel unterworfen. Die vielen Kränze und Buketts, die für ein Begräbnis früher gefertigt wurden, werden heute oft von einem Spendenaufruf abgelöst. Da ist höchste Flexibilität gefragt, wenn man einen Betrieb erfolgreich durch diese veränderliche Welt steuern will.

Die Unternehmensbereiche haben sich mit den Jahren ein wenig verschoben. So zählen heute neben dem beliebten Bereich der Geburtstags- und Hochzeitsfloristik vor allem die Dienstleistungen zu den gefragten Angeboten. „Die Nachfrage an Garten- und Terrassenpflege steigt, Kunden legen heute viel Wert darauf, dass ihr Garten gepflegt bleibt“, erzählt Dagmar Weingartshofer-Minarik. Egal ob es die Pflege während der Urlaubszeit ist, oder der professionelle Schnitt für Büsche und Rasen – hier ist das gärtnerische Know-how sehr gefragt. Ein interessantes Betätigungsfeld ist auch der Bereich der Innenraumbegrünung. „Kunden suchen hier heute mehr fachlichen Rat für die passenden Pflanzen in Wohnung oder Büro.“ Welche Grünpflanze passt an welchen Standort, wie viel Licht und Wasser braucht sie — heutzutage wird mehr Wert auf Beständigkeit und Nachhaltigkeit gelegt, und Pflanzen sollen ein Umfeld haben, in dem sie gut gedeihen. Auch geschmackvolle Arrangements und Pflanzgefäße sind da sehr gefragt.

Stil beweist das Team Weingartshofer nicht nur mit den außergewöhnlich geschmackvollen Gestecken und floralen Kompositionen, sondern auch mit der Gestaltung der eigenen Ausstellung, die saisonal stets mit den neuesten Trends an ausgewählten Wohnaccessoires und viel Liebe zum Detail ergänzt wird. Anregungen, die die Kunden gerne auch für das eigene Zuhause übernehmen, oder sich im Rahmen der Innenraumbegrünung mitgestalten lassen.

Mit Bio gegen Unkraut

Ein weiterer neuer Unternehmensbereich hat sich mit der ökologisch-nachhaltigen Unkrautkontrolle eröffnet. Mit einem speziellen, völlig biologischen Heißwasser-Schaumsystem geht man hier den Kampf gegen unliebsamen Beiwuchs sehr erfolgreich bei Großflächen an. So wird etwa die Stadtgemeinde Stockerau auf diese völlig chemiefreie Weise von Unkraut befreit! „Besonders bei Kindergärten, Pflasterflächen, Gehwegen, in Parks oder auf Bahnhöfen ist dieses ökologische System perfekt geeignet. Drei- bis viermal pro Jahr behandelt, hält man Unkraut hier hunderprozentig biologisch gut in Schach“, erzählt Gerhard Minarik von dem cleveren System, das vor allem für Gemeinden und große Betriebe mit Flächen ab rund tausend Quadratmetern sehr interessant und wirtschaftlich ist.

Tolles Betriebsklima

Bei Blumen Weingartshofer fühlen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit jeher wohl, denn sowohl die elterlichen Firmengründer, als auch Tochter Dagmar und ihr Mann legen viel Wert auf ein gutes Betriebsklima. Kein Wunder, dass viele hier schon seit zwei oder gar drei Jahrzehnten ihren Arbeitsplatz haben! Auch was die Nachwuchsarbeit betrifft, nimmt die Familie seit jeher ihre Verantwortung wahr: Mehr als 140 Lehrlinge wurden im Betrieb bereits ausgebildet!

„Eigener Nachwuchs“ ist im Familienunternehmen ebenfalls in Sicht! Die beiden Söhne Matthias und Michael interessieren sich sehr für den Betrieb. Matthias studiert bereits an der Universität für Bodenkultur und hat das Gespür für Zahlen von seinem Vater geerbt. Michael, der mit Mamas Kreativität gesegnet ist, hat die Gartenbaufachschule in Langenlois abgeschlossen und unterstütz das Team bereits als ausgebildeter Florist. So ergänzen sich die beiden designierten Nachfolger geradezu perfekt für die unterschiedlichen Unternehmensbereiche.

Ausbildung wird bei Blumen Weingartshofer übrigens generell groß geschrieben. „Regelmäßige Schulungen und Weiterbildung für unsere Mitarbeiter/-innen sind uns sehr wichtig!“, erzählt die Chefin, der die exzellente Kundenberatung stets ein großes Anliegen ist. Egal ob es um Fleurop-Bestellungen geht, oder um die Wochenlieferungen frischer Sträuße für Firmen und private Haushalte. Immer ist Fingerspitzengefühl, florales Know-how und Qualitätsbewusstsein gefragt. Diese Philosophie schlägt sich beispielsweise auch in der Frischblumengarantie nieder, die für Dagmar Weingartshofer-Minarik selbstverständlich scheint: „Kauft ein Kunde bei uns Rosen, die nach Tagen die Köpfe hängenlassen, werden sie selbstverständlich bei uns ausgetauscht. Wir legen höchsten Wert auf Qualität und das wollen wir unseren Kunden auch garantieren!“

Artikel aus Wein4tlerin 01/20

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