Bravo: Einer flog über das Kuckucksnest

Der Wettergott hatte ein Einsehen und sorgte mit einem lauen Sommerabend für beste Bedingungen, als gestern Abend mit der Premiere der diesjährigen Theateraufführung von „Einer flog über das Kuckucksnest“ die Stockerauer Festspiele bereits zum 50. Mal eröffnet wurden.

Intendant Zeno Stanek, der Stockerau schon im Vorjahr mit Dürrenmatt von der leichten Unterhaltung zu anspruchsvollem Sprechtheater zurückführte, hat mit der tragischen Komödie einen absoluten Klassiker der Moderne auf die Festspielbühne gebracht. Mit Dale Wasserman’s Schauspiel nach einem Roman von Ken Kesey aus dem Jahr 1962 verwandelte Stanek den Festspielplatz unterhalb der ehrwürdigen barocken Stadtpfarrkirche gekonnt originell in den Schauplatz der psychiatrischen Anstalt und lässt das Publikum das Geschehen durch eindrucksvoll trennende Gitter verfolgen.

Wir wollen Theater bieten, das nicht nur schnell hingeworfene, leichte sommerliche Kost sein soll, sondern kunstvoll gestaltetes Schauspiel, das weder Humor noch emotionale Berührung vermissen lässt.

So muss Theater

Dicht pointiert und äußerst kurzweilig – was auch das durchgängig konzentrierte Interesse der jungen Wein4tlerin einducksvoll bestätigte – bringt eine wunderbare Schauspielcrew Themen wie die Kraft der Gemeinschaft, persönliche Freiheit und Widerstand gegen diktatorische Gewalt mit Leichtigkeit ans Publikum. Und lässt uns staunen, wie aktuell so manches auch noch nach fünfzig Jahren ist …

Großartig in den Rollen der dominanten Schwester Ratched Elke Hartmann, Klaus Huhle als Rebell Randle P. McMurphy erinnert sogar optisch ein wenig an Jack Nicholson erinnert, der in der Verfilmung von Milos Forman in dieser Rolle brillierte, und Horst Heiss, der uns als Häuptling Bromden endlich eindrucksvoll an den Krieger in uns erinnert. Um nur einige zu nennen, denn bis hin zu den trippelnden Krankenschwestern, deren herzige Schwesterntracht in der Pause hautnah beim Kauf von Chips und Bier zu betrachten war, hat natürlich das gesamte Ensemble beeindruckt.

Brückenschlag

Nach jeder Vorstellung sammeln die Festspiele Stockerau für das Psychosoziale Zentrum in Stockerau, eine gemeinnützige, überparteiliche Organisation ohne religiöser Zuordnung widmet sich psychisch Erkrankten und ihren Angehörigen. Im Club Stockerau wird Betroffenen Raum für kreative, sportliche und gesellige Aktivitäten geboten, um die drohende Isolation zu durchbrechen. Einige bauliche Arbeiten sowie ein Club-Bus sollen angeschafft werden.

Ein genussvoller Theaterabend, der Weltliteratur ins Weinviertel bringt, ist garantiert – wer sich davor noch kulinarisch-musikalischen Genuss gönnen mag, der kommt einfach schon etwas früher nach Stockerau zu den Aperitifkonzerten, die in mehreren Lokalen der Stadt donnerstags und freitags zu querfeld1 – bunt gemischtem Musikgenuss einladen.

Alle Infos: www.festspiele-stockerau.at

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