Barbara A. Lehner: Es schreibt mich…

Sie verhält sich nicht nach Normen. Sie mag nicht in Schubladen gesteckt werden. Sie pfeift sich nix, um es öffentlichkeitstauglich auszudrücken. Sie ist mutig und in ihrem Hirnkastl stecken viele Worte und Bilder, und noch mehr Fantasie. Sie ist Barbara A. Lehner.

Ehrlich, wer von uns würde sich auf eine Bühne stellen, vor fünfhundert jungen Leuten die eigenen Gedanken zum Besten geben und sich danach auch noch einer Bewertung aussetzen? Wer würde das sogar mit 50plus tun? In einer Latzhose???

ERZÄHLT VON GABRIELE DIENSTL

Barbara A. Lehner aus Ernstbrunn tut das. Sie ist neben ihren vielen anderen Interessen und Fähigkeiten dem Poetry Slam verfallen. Poetry Slam – dahinter verbirgt sich das Vortragen eines selbstverfassten Textes vor Publikum mit einer nachfolgenden Bewertung nach Kriterien des Inhalts und der Art der Präsentation.

Seit einigen Jahren nimmt die kreative Mutter zweier erwachsener Kinder an solchen Veranstaltungen in Österreich teil, und reüssiert dabei mit ihren tiefgründigen Gedanken, scharfen Aussprüchen und überraschenden Pointen. „Meine Texte sind eine Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, Humor und Selbstironie“, erklärt Lehner, „und es freut mich besonders, wenn ich das Publikum fesseln kann. Mit meinen Worten zumindest.“

Die Slam Szene ist eine junge Szene, auf der Bühne und im Publikum ist kaum jemand über 35, und da ist es umso erstaunlicher, dass Lehner immer bei den Top-Bewerteten dabei ist. Wenn die Zuschauer mit einem 6er-Tragerl Bier und Chips am Schoß mucksmäuschenstill und atemlos ihren Worten lauschen, steigt ihr das Glück in den Kopf. Poetry Slam Veranstaltungen in Wolkersdorf und in Graz hat Lehner sogar eindrucksvoll gewonnen.

Eigentlich hat Barbara A. Lehner Russisch-Englisch-Dolmetsch studiert, bei einer Übersetzung über elektrische Fernthermometer aus dem Russischen ins Deutsche beschloss sie jedoch, dass ihr Brotberuf ein anderer werden sollte. Nach einer Ausbildung zur Sozialarbeiterin arbeitete sie über drei Jahre im Gefängnis Göllersdorf mit geistig abnormen Rechtsbrechern, und nach der Kinderpause wechselte sie in den Bereich der Sachwalterschaft, in dem sie auch heute noch tätig ist. Lehner resümiert: „Menschen haben mich schon immer interessiert. Warum ist jemand so geworden, welche Geschichte steckt dahinter?“ Und da wären wir schon wieder bei den Geschichten.

 

Kinderbuch und Erotik

Das Schreiben – eine langjährige Herzensangelegenheit der Vieldenkerin. Schon als Jugendliche schrieb Lehner in der Schule Gedichte, und bei einem frühen beruflichen Seminar zum Thema Zielerreichung formulierte sie damals spontan: „Ich will ein Buch schreiben.“ Gleich auf der Heimfahrt nach der Veranstaltung begann sie in der Bahn zu schreiben, und hörte sozusagen nie mehr damit auf.

Das Buch ist längst fertig, es wurde ein Kinderbuch zum Thema schlechtes Gewissen. Der wundervoll illustrierte Band „Jakob und der gewisse Herr Stinki“ bewegt auch die erwachsenen Vorleser zu Tränen der Rührung und des Lachens.

Aus der Feder der Autorin fließen lyrische Texte und erotische Geschichten, Theaterstücke und Miniaturen über das Menschliche im Menschen. „Ich mag Menschen. Ich will in meinen Beschreibungen niemanden vorführen, sondern einfach die Vielfältigkeit des menschlichen Spektrums einfangen.“ Ihre scheinbar unbändige Fantasie kommt der genauen Beobachterin zu Gute. Selbst während eines Kuraufenthaltes hält sie ihre Eindrücke fest, und es mischen sich zu den messerscharfen Beschreibungen von anderen Kurgästen auch Hypothesen über eine verscharrte Leiche im Kurpark oder das Treiben eines Kurgastes, an dessen Tür tagelang das Schild „Bitte nicht stören“ hängt …

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Wein4tlerin Ausgabe 02/18
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