Wolfgang Denk: Mythos - Neue Abstraktion

Seit Ende 2010er Jahre arbeitet Wolfgang Denk konsequent an einer neuen Bildsprache, die der Waldviertler Künstler zum DENK ART-Vokabularium verdichtet. Nach Einzelpräsentationen im NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst in St. Pölten und in der GALERIE–halle LINZ zeigt nun das forumschlosswolkersdorf ein breites Spektrum aus Wolfgang Denks aktuellem Schaffenswerk.

Zu sehen ist sind rund 100 Malereien auf Leinwand, Papier und Hartfaserplatten (HFPL) in verschiedenen Formaten unter dem Titel WOLFGANG DENK Mythos – Neue Abstraktion auf 300 Quadratmetern in der
Galerie 1, Galerie 2 und im Salon im Schloss Wolkersdorf.

MYTHOS – NEUE ABSTRAKTION

Ein schwerer Autounfall im Jahr 2011 und der darauffolgende Prozess einer langwierigen Rekonvaleszenz bedeutete für den Künstler, Kunstmanager und Museumsgründer Wolfgang Denk zunächst eine tiefe Krise
und nachvollziehbare Sorge um die Fortentwicklung seiner 1968 begonnenen Künstlerlaufbahn. Die Idee eines totalen Neubeginns beschäftigte ihn intensiv und kam schließlich 2019, an seinem 73sten Geburtstag,
zum Durchbruch. Eine neue Art von Malerei mit Aktion und Gestik sollte eine der Konsequenzen seiner aktuellen künstlerischen Selbstfindung nach der Genesung werden. Wolfgang Denk begann mit einfachen,
aber paradoxen Grundelementen zu experimentieren, um eine von malerischen Zeichen bestimmte radikalisierte Bildsprache zu entwickeln, eine ideale Grundform – eine Konkretisierung seiner Vorstellungen,
Gedanken und Emotionen. Mittels der von ihm erfundenen Form des Materialdrucks, der „Plasticolorotype Technik“ (mit Plastik-Einkaufssackerln) – einer Abwandlung der Monotypie – sollte eine serielle Ebene
von konstanten und variablen Elementen, eine Synthese aus Farben und Formen die nun fokussierte neue Abstraktion ergeben. „Post-Painterly und New Abstraction“ bezeichnet eine nicht genau definierte Tendenz
in der zeitgenössischen Malerei. Kontinuität wahrte Wolfgang Denk hingegen in seinem gesamten Oeuvre – von der Spurensuche in den Steinkreisen der Megalithkultur der 1970er Jahre bis zu seiner
gegenwärtigen neuen, abstrakten Stilkonstellation – seine persönliche aus vielen Reisen „Morgenlandfahrten“ und Lebensabenteuern geschöpfte spirituelle Authentizität. Solche Erfahrungen und Schwingungen
von archaischen Emanationen formuliert, also „hineingeatmet“, in die Kunst, wird in der Kunsttheorie gewöhnlich als „Individuelle Mythologie“ bezeichnet.

DENK ART

„Ursprünglich stammte die Grundform aus einem einfachen Monotypieartigen Abdruck eines gewöhnlichen „Plastikeinkaufssackerls“ als malerische Geste, wobei von Anfang an eine kontrollierte Artikulation einer
zufälligen gegenüberstand. Das alte Prinzip der Ambivalenz zwischen Ordnung und Chaos. Aufarbeitung, Begutachtung, Bespiegelung, Betrachtung, Check-up-Experiment, Inspektion, Kontrolle, Nachprüfung,
Spurensuche, Test, Wartung, die die farbigen „Colortypes“ dem Betrachter zeigen, dass es die formgebende, gestalterische Methode ist, welche in der konzeptionellen, imaginativen Planung besteht, die eine
malerisch definierte, physisch existierende Bilddramatik entstehen lässt.

Zuerst kommen die poetisch naturfarbigen Farbfelder als Untergrund, dann die fertigstellende Oberfläche mit ornamentalen Formen meist im Grundfarbenspektrum gehalten, wie ich es im Wachtraum (17. September 2019) vorhergesehen hatte. In diesem Modell stehen die metaphysischen Vorstellungen und die ontologisch-logischen Prozesse nebeneinander auf der Bildfläche, während die wahren mythisch
philosophischen Theorien im Bild symbolisch-prophetisch verborgen sind.“

ANIMIERENDER THINKTANK

Die Darstellung der gefundenen Formen in den verschiedenen Bildkontexten ist eine logische Weiterentwicklung jener Erkenntnisse, die Denk in seinen ursprünglichen, archaischen Perioden und Landschaften,
die er durchquerte, gewonnen hat. Durch seine unzähligen Reisen, die er seit den 1970iger Jahren immer wieder unternahm – oftmals auch gemeinsam mit seiner Frau Martha – empfing er eine Fülle von
Erfahrungen und Inspirationen. Sie führten ihn zu den Monumenten der europäischen Megalithkultur, zu den Tempelanlagen ins „Morgenland“ – Indien und Japan –, zu den amerikanischen Indianern (First
Nations) – New York bis Montreal –.

Besonders seine vielen Westafrikareisen, nach Nigeria, Oshogbo zu Susanne Wenger (1915–2009) wurden zum animierenden Thinktank und emotionalen und philosophischen Kapital seiner Kunst. Letztendlich ist
es auch der Einfluss an Erfahrungen, die Wolfgang Denk als Ausstellungsmacher, Gründungsdirektor der Kunsthalle Krems (1991–1996) und des Hermann Nitsch Museum (2004–2007) und der Susanne
Wenger Foundation Museumsgalerie Krems (1995 und 2011) in Jahren intensiver Arbeit erworben hat und die unzähligen Begegnungen mit internationalen KünstlerInnen, die seinem Schaffenswerk immer neue Impulse gaben.

ABSTRAKTER EXPRESSIONISMUS, FARBFELDMALEREI, INDIVIDUELLE MYTHOLOGIEN

Wolfgang Denks Malerei wurde immer wieder den Begriffen verschiedener Stilrichtungen wie dem abstrakten Expressionismus, der Farbfeldmalerei und des Tachismus zugeordnet, weil er teilweise auf Maltechniken des Schüttbildes und des Action Painting zurückgreift. Hier dominieren Gefühl, Emotion und Spontanität vor Perfektion, Vernunft und Reglementierung. Die Darstellungsweise abstrakt, teilweise auch abstrakt-figurativ; Die surrealistische Technik des Automatismus, die kubische Idee der flächigen Räumlichkeit, das Variieren im Auftragen von Farben auf den Malgrund mit Pinseln, Spachteln, mit der
Handfläche, mit Hilfe von durchlöcherten Behältern („dripping“) oder Eimern sind Techniken, mit denen sich Wolfgang Denk in seiner 50-jährigen Künstlerkarriere beschäftigt hat und weiterentwickelt.

Seit den 1970iger Jahren operiert Wolfgang Denk mit dramatischen, kompositionellen und inhaltlichen Sinnbildern, Flugträumen, symmetrischen Frauen-Schamanenmänteln, Flughemd-Altären oder Allegorien
des Krähenfluges. Levitationen, Grundrisse der Steinkreise, Dolmen und Menhire aus der europäischen archaischen Vorzeit und Erfahrungen aus dem Wissen der Mythos-Geschichte (Traumzeit) erforscht er mehr
als zehn Jahre lang. Mystische Anlagen der Megalithkultur wie Stonehenge, Avebury und ihre spirituellen Nervensynapsen sind in der Welt fast überall manifest, was er auch gemeinsam mit seiner Frau Martha in
zahlreichen Reisen feststellen konnte: Die Geistessysteme des Schamanismus der Native Americans (Indianer) oder später der afrikanischen Yoruba interessieren ihn seit langer Zeit.

Zu Beginn seiner ernsthaften künstlerischen Arbeit, um 1968, faszinierten ihn besonders die geheimnisvollen Schriftzeichen der altmexikanischen Maya. Dieselben janusköpfigen Gesichter, Blickrichtung nach
vorne und rückwärts, mehr Bewegung und Artikulation will Wolfgang Denk nach seiner Vorstellung weiter fortsetzen.

Die Ausstellung ist noch bis 1. Mai zu besuchen: Galerien im Schloss Wolkersdorf | Sa, So, Ft von 14 bis 18 Uhr
forumschlosswolkersdorf, Schloss Wolkersdorf, Schlossplatz 2, 2120 Wolkersdorf

 

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