Weinviertler Business-Mamas

Wir besuchen Marianne Fasching nachmittags. Denn da ist Töchterchen Hannah schon aus dem Kindergarten daheim, gut ausgeschlafen und genießt ihre Jause mit Hörspiel. Wir unterhalten uns zwischen Nähmaschine und ›Loopidus‹, denn bis das Haus der Faschings fertiggebaut ist, muss das Wohnzimmer auch als Werkstatt herhalten.

ERZÄHLT VON LILLY DIPPOLD

 

Marianne Fasching ist Lehrerin für Technisches Werken und Mathematik, Handarbeiten, Basteln und Werken standen in ihrer eigenen Kindheit immer auf dem Programm und das sorgte wohl schon dafür, dass sie eine ›kreative Ader‹ entwickelte.

Als Hannah vor Jahren von einer Freundin einen Loop geschenkt bekam, der sich nicht nur als sehr niedlich, sondern auch noch als höchst praktisch erwies, entstand die Idee, selbst einen solchen Loop zu nähen. Bislang war ja eigentlich die Oma für die Näharbeiten in der Familie zuständig, aber bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm und der erste Fasching-Loop fand allseits Gefallen.

So dauerte es nicht lange, bis Marianne auch für Freundinnen fröhlich-bunte ›Rollkrägen‹ nähte und immer mehr Freude an diesem Hobby fand. Aus den Loops wurde bald — Sie haben es sicher schon erraten — Loopidu. Ein kleines Kreativunternehmen, in dem nun die Loops auch im Onlineshop zu bestellen waren.

Marianne Fasching war längst mit dem Näh-Virus infiziert und so folgten auf Loops, Mützen, Haarbänder und bunte Unterhöschen in den putzigsten Jersey-Stoffen.

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Bald entstand die Idee auch noch weitere Entwürfe umzusetzen. „Aber für Kinderkleidung benötigt man eine spezielle Gewerbeberechtigung als Schneiderin. Nähen hatte ich zwar bei meiner Mama und später auch in der Schule gelernt, aber natürlich war ich keine gelernte Schneiderin. Durch Zufall habe ich dann aber erfahren, dass es eine Prüfung für Kinderbekleidung als eingeschränktes Gewerbe gibt und mich natürlich gleich dafür angemeldet“, erzählt die Loopidu-Schöpferin, die seither auch entzückende Shirts und Röckchen, Kleider und Hosen und sogar Hoodies — solo oder im Partnerlook mit der Mama — produziert.

Dank Onlineshop und Facebook-Seite floriert das Geschäft mit der kunterbunten Kinderbekleidung, für die natürlich auch Töchterchen Hannah freudige Abnehmerin und Model der ersten Stunde ist.

Dieser Zweitberuf, der aus dem einstigen Hobby entstanden ist, fordert die gebürtige Stockerauerin mittlerweile schon mehr, als sie je vermutet hätte. Zuschneiden, nähen, verpacken, verschicken, Stoffe einkaufen und Schnitte entwerfen — all das muss gut geplant und organisiert sein, damit alles klappt und auch Klein-Hannah nicht zu kurz kommt. „Die Näharbeiten hebe ich mir meist für die Oma-Tage auf, an denen Hannah meine Mutter besucht, für Administratives, Verpacken und Zuschnitte müssen die Abende und Nächte herhalten.

Speziell im Winter, wenn Marianne Fasching ihre Kinderbekleidung mit Vliesstoffen fertigt, nimmt Loopidu schon viel Zeit in Anspruch. Im neuen Haus wird es deshalb ein eigenes Atelier dafür geben und wenn sich alles weiter so entwickelt, denkt die Weinviertler Business-Mama sogar darüber nach, ihre Lehrverpflichtung ein wenig zu reduzieren, um sich größere Zeitfenster für Loopidu zu schaffen.

EMMA & PAUL

Auch die Geschäftsidee von Michaela Schaller ist ihren beiden Kindern zu verdanken, für die sie ständig auf der Suche nach Außergewöhnlichem war. „Vieles habe ich damals für sie von der Schneiderin anfertigen lassen, dabei aber immer gedacht, dass es doch irgendwo sinnvolle und hübsche Öko-Kinderbekleidung geben muss“, erzählt die Stockerauerin.

 

2014 hat sie dann in Frankfurt eine Grüne Messe für Bekleidung besucht und war total begeistert von dem großen Angebot. „Ich erkannte, dass es alle Ideen, die ich je hatte, ohnehin schon gab“, erinnert sie sich an ihre damalige Begeisterung. Doch das Einkaufen auf dieser Messe war Unternehmen vorbehalten und da die Kinder noch klein waren und die Idee einer Selbstständigkeit damals ziemlich unerwartet im Raum stand, legte die Weinviertlerin die Sache erst mal wieder ad acta.

Ein Jahr später, als der Messetermin in Frankfurt wieder ins Haus stand, war Michaela Schaller dann aber bereit für den Sprung ins eigene Business. „Plötzlich musste alles ganz schnell gehen und innerhalb von drei Wochen hatte ich mich zu entscheiden, welche Kleidungsstücke ich bestellen wollte.“ Der Wunsch, ökologische Kinderkleidung ins Weinviertel zu bringen war aber größer als die Angst davor, dass die Geschäftsidee nicht funktionieren könnte.

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Also investierte sie ihr Erspartes, eröffnete einen Onlineshop und stellte ihren virtuellen Laden ›Emma & Paul‹ im vergangenen Jahr bei einem ersten Pop-up-Event in Korneuburg der Öffentlichkeit vor. Mit großem Erfolg, denn wie sich zeigte, gab es doch schon viel Bewusstsein und Interesse für hochwertige, faire und ökologische Kindermode.
Mittlerweile gibt es bei Emma & Paul besondere Kleidungsstücke für Kinder in Größe Null bis 140 sowie herzige Accessoires: Alle Produkte im Onlineshop sind biologisch, ethisch hochwertig und werden fast ausschließlich in Europa produziert. Qualität und Herkunft sind für Michaela Schaller von allergrößter Wichtigkeit: „Mir ist es total wichtig, dass ich hinter der Qualität meiner Produkte stehen kann!“

Deshalb sind so gut wie alle Produkte GOTS-zertifiziert (Global Organic Textile Standard), was bedeutet, dass nicht nur die Herkunft der eingesetzten Rohstoffe einem vielfachen Kontrollprozess unterzogen, sondern auch der Produktionsverlauf streng überwacht wird. GOTS gibt umfassende Richtlinien für eine ökologische und sozial verantwortliche Textilproduktion vor, deren Einhaltung auch streng geahndet wird.

Neben der Möglichkeit im Onlineshop zu bestellen, veranstaltet Michaela Schaller auch künftig immer wieder Pop-up-Events, bei denen man das Sortiment live sieht. Denn gerade bei ökologisch hochwertiger Bekleidung ist das haptische Erlebnis beeindruckend. Babybodies, die sich viel weicher anfühlen, als aus konventioneller Baumwolle gefertigt, bestechen im persönlichen Erleben.

Die Jungunternehmerin sieht auch gar keinen Nachteil darin, dass noch eher wenige Menschen Wert auf ökologisch hochwertige Bio-Kleidung legen, denn sie ist nicht auf Massenabsatz aus und will sich auch nicht mit den großen Kindermodeanbietern vergleichen. „Natürlich ist ein fair gefertigter, GOTS zertifizierter Body teurer als ein herkömmlicher“, räumt sie ein, doch genau jene anständigen Produktionsverfahren, die Vermeidung von Kinderarbeit und Ausbeutung, die eben für eine höhere Qualität und einen teureren Preis veranwortlich sind, liegen Michaela Schaller ja so besonders am Herzen. Und ihren immer zahlreich werdenden Kundinnen und Kunden ebenso.

ANB(R)ANDELN IST ANGESAGT!

Manchmal kann ein bisschen Ärger auch durchaus Positives nach sich ziehen. So wie bei Martina Brandl, deren Freude über ein zauberhaftes Armband, das ihr eine Freundin geschenkt hatte, schnell getrübt war, weil die Qualität nicht hielt, was sie versprochen hatte.

 

Fix entstand daraus die Idee, einmal auszuprobieren, ob sie das nicht besser machen konnte. Schließlich hatte die Sierndorferin auch früher schon ein kreatives Händchen. Was aus Freude am schmucken Werken begann, fand bald reichlich Liebhaberinnen im Freundeskreis, was die junge Mutti zum Weitermachen motivierte.

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Den trendigen, zierlichen Armbändern ließ die Weinviertlerin, die hauptberuflich im Büro arbeitet, alsbald Halsketten, Ohrschmuck und zarte Ringe folgen. Sie meldete das Kunsthandwerk an und eröffnete mit der www.bandlwerkstatt.at einen Onlineshop, in dem die aparten Schmuckstücke seit vergangenem Jahr zu bestellen sind. Aber auch auf den unterschiedlichen Märkten und Events, wie beim Korneuburger Frauentag, ist sie mit ihren feinen Stücken immer wieder zu finden.

Liebevoll sind nicht nur die Motive aus Silber, vergoldet oder rosévergoldet, die sie auf bunte Bänder fädelt, sondern auch die Kärtchen, auf denen sie diese versendet. Denn die beschriftet Martina Brandl mit liebevollen Bezeichnungen und auf Wunsch auch mit individuellen Botschaften und Sprüchen, die das Geschenk zu etwas ganz Besonderem machen.

aus der Wein4viertlerin Frühling 2016

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