Stefan Schmid und die Registrierkasse

Die bevorstehende Registrierkassenpflicht erhitzt die Gemüter derzeit allerorten, auch Weingüter sind von dieser neuen Verpflichtung aus dem Umsatzsteuergesetz betroffen.

Stefan Schmid, Pillichsdorfer Paradewinzer, hat auf seinem Weingut bereits seit längerem Erfahrung mit einem EDV-gestütztem System. Als Winzer, der stets an betrieblicher Optimierung arbeitet, erzählt er über die Vor- und Nachteile, die er aus der Praxis kennt.

Schon seit 2012 arbeitet der Weinviertler Winzer mit einem computerunterstützten Registrierkassensystem, das er auf seinem Weingut im Ab Hof-Verkauf, in seinem Weinshop und bei seinen Auftritten am Bauernmarkt in Wien einsetzt, um betriebliche Abläufe zu optimieren. Neben den organisatorischen Vorteilen und der Zeitersparnis sieht er im System aber auch große Nachteile. Ab Jänner 2016 müssen nun alle Weingüter, die Ab Hof-Verkauf betreiben, eine Registrierkasse anschaffen, denn dann tritt die Registrierkassenpflicht für alle Betriebe in Kraft, die einen Jahresumsatz von mindestens 15.000 Euro, überwiegend aus Bareinnahmen, erwirtschaften.

Kein Licht ohne Schatten

„Entschieden haben wir uns für eine EDV-gestützte Registrierkasse im Zuge unserer betrieblichen Umstrukturierung auf Nachhaltigkeit“, erklärt Stefan Schmid. Die Weingärten des Weingut Schmid Pillichsdorf wurden Biodiversitätsanlagen mit Bäumen, Kräuter, Nützlingshotels und Vogelnistkästen, im Keller wird Energie eingespart und Strom durch Photovoltaik selbst erzeugt. Organisatorische Arbeitsprozesse wurden modernisiert, um den Mitarbeitern ein angenehmes, fortschrittliches Betriebsklima zu schaffen und wirtschaftlicher zu agieren.

Dazu gehört auch die Registrierkasse. „Durch die automatische Verbindung mit meiner Computerdatenbank sind die Lagerstände immer aktuell,“ zeigt sich der Winzer aus dem südlichen Weinviertel begeistert. „Das Kundenmanagement, Jahrgangsumstellungen, Preisanpassungen – all das funktioniert einfacher, wenn nicht sogar automatisch.“ Außerdem gibt es weniger Zettelwirtschaft, insbesondere wenn er den Touchscreen-Laptop mit Registrierkassensoftware am Bauernmarkt am St. Elisabethplatz in Wien benutzt: „Ich muss mir nicht notieren, was ich in Wien verkauft habe und dann abends im Büro noch in den Computer eingeben.“

Zu den Nachteilen der Registrierkasse gehört etwa der erhöhte Papierverbrauch, da sämtliche Belege für die Buchhaltung ausgedruckt werden müssen. Probleme gibt es auch, wenn ältere Personen im Betrieb mithelfen, was gerade bei Weingütern und landwirtschaftlichen Betrieben ja häufig der Fall ist. Herr Schmid Senior und der Schwiegervater von Stefan Schmid helfen gerne beim Ab Hof-Verkauf in Pillichsdorf und Wien, wenn die Jungen im Weingarten oder ausliefern sind. Mit Computern haben sie wenig Erfahrung und die kleinen Schaltflächen auf dem Touchscreen sind für sie schwierig zu bedienen. „Dabei können schon Fehler passieren. Vor allem ältere Betriebsführer werden wohl mit der Registrierkassenpflicht vor große Herausforderungen gestellt,“ s Stefan Schmid, der vor dem computergestützten System eine einfache Registrierkasse verwendet hatte.

„Vor allem für kleine Betriebe stellt das eine erhebliche Mehrbelastung dar, die wir zwar freiwillig geleistet haben, die aber sicher nicht jeder Betrieb leisten kann,“ ist Stefan Schmid überzeugt.

Teurer Spaß

Insgesamt musste Stefan Schmid 7.500 Euro für zwei Registriekassensysteme investieren. Eines für den Ab Hof-Verkauf am Weingut und eines im Weinshop in der Barichgasse in Wien. Dazu mussten ein Laptop für den Bauernmarkt und die Liefertouren, zwei Bondrucker und die Software angeschafft werden. „Vor allem für kleine Betriebe stellt das eine erhebliche Mehrbelastung dar, die wir zwar freiwillig geleistet haben, die aber sicher nicht jeder Betrieb leisten kann,“ ist Stefan Schmid überzeugt. „Wenn jemand sein Berufsleben lang in einem Ministerium sitzt und dort nur einen kleinen Arbeitsbereich abdeckt, erscheinen viele Dinge in der Theorie äußerst einfach,“ so Schmid, der selbst fast neun Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, kritisch. „Unter Verwaltungsvereinfachung verstehen Beamte, dass es für die Verwaltung einfacher wird. Ich als Winzer verstehe darunter, dass in meinem Büro die Arbeit weniger und einfacher wird. Ein klassischer Interessenskonflikt, wo die Wirtschaft am kürzeren Hebel sitzt.“

stefanschmidWeingut Schmid

Das Weingut Schmid in Pillichsdorf bearbeitet rund fünf Hektar Rebanlagen im südlichen Weinviertel als Bio-Umstellungsbetrieb. 50 % der Rebfläche sind mit Grünem Veltliner bestockt. Gesunde, fruchtbare Böden und eine intakte Natur sind für Familie Schmid die Grundlage ihres Erfolgs. Deshalb gehört die Biodiversität im Weingarten im Sinne eines ausgewogenen Ökosystems zu den wichtigsten Maßnahmen des Weinguts. Da wachsen dann unter anderem Äpfel-, Marillen- und Pfirsichbäumchen, Himbeer-, Stachelbeer- und Ribiselstäucher, Knoblauch, Zwiebel, Thymian, Pfefferminze, Petersilie, Mangoldspinat oder Schwertlilie zwischen den Weinstöcken und tragen so zu einem gesunden Weingarten bei.

Das Weingut Schmid blickt schon auf eine lange Tradition als bäuerlicher Direktvermarkter in Wien zurück. 1967 eröffnete der Vater des heutigen Winzers Stefan Schmid die Verkaufsstelle in der Wiener Barichgasse 4. Stefan Schmid begann im April 1995 mit seinem Verkaufsstand am St. Elisabethplatz im 4. Wiener Gemeindebezirk und eröffnete im April 2013 seinen neuesten Stand am Spezialitätenmarkt Margaretenplatz in Wien. Selbst bei tiefen Minustemperaturen wird hier verkauft.

Nur 15 km nördlich von Wien bietet sich das Weingut auch als schönes Ausflugsziel an. Beim Ab Hof-Verkauf am Samstag von 14 bis 18 Uhr stehen alle Weine zur Verkostung bereit. Daneben kann aus einer großen Zahl touristischer Angebote und öffentlicher Veranstaltungen gewählt werden. Und ganz nebenbei kann man da auch den Winzer an seiner Registrierkasse beobachten …

Fotos: zVg © Rita Newman / Presseinfo: Viktoria Antrey

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