Lena Mayr: Lenarie

Mitten in einer Zeit, in der handgeschriebene Zeilen durch PNs, Fotoalben durch Instagram und Handwerk durch Maschinen ersetzt werden,  machen sich junge Menschen wie Lena Mayr Gedanken über ihre (und unsere) Zukunft, Werte und Nachhaltigkeit. Und gründen Unternehmen, mit denen sie zu Herzen Gehendes produzieren. Von Hand.

Handwerk hat goldenen Boden, so sagte man. Jedenfalls früher, als Handwerksberufe noch als angesehene Ausbildungen galten, die eine gesicherte Existenz und gute wirtschaftliche Aussichten versprachen. Dann änderten sich die Zeiten und ein Studium wurde zum Ei des Columbus, um erfolgreicher Arzt, Jurist oder BWL-Absolvent mit rosigen Perspektiven auf hochdotierte Jobs im internationalen Konzernmanagement zu werden. Beobachtet man junge Menschen heutzutage, darf man sich fragen, ob hier womöglich wieder ein Wandel im Gange ist.

Lena Mayr jedenfalls hatte eigentlich vor, ihre Naturverbundenheit und ihr ästhetisches Empfinden in der Gestaltung von schönen Gärten auszuleben. Ihr Studium an der Universität für Bodenkultur schloss sie im vergangenen Sommer mit dem Bachelor für Landschaftsplanung und -architektur ab. Nach der ersten Euphorie über den erfolgreichen Schlussstrich unter dem Studentenleben begannen jedoch neue Überlegungen – wie sollte ihre berufliche Zukunft nun eigentlich aussehen?

„Basteln war schon immer meine große Leidenschaft”, erzählt die 23-Jährige, während sie liebevoll die Auswahl an feinen italienischen Papieren in ihrem neuen Arbeitsraum, der nun gar nichts mit Gärten und Landschaft zu tun hat, sortiert. Durch die Mutter einer Studienkollegin hatte die junge Weinviertlerin das Handwerk der Buchbinderei kennen und lieben gelernt und dabei die Liebe zur Produktion von handgemachten Schachteln und Aufbewahrungsboxen aus starker Pappe entdeckt. Und weil eben nichts so mächtig ist, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, fasste sie im vergangenen Herbst den Mut, ihrem Herzen zu folgen, Gärten & Co erst einmal sein zu lassen, und stattdessen ihre eigene kleine Kunstwerkstatt lenarie zu gründen.

Hier, im elterlichen Keller in Großrußbach, entwirft und schneidet, plant und klebt Lena Mayr nun seither voller Inspiration ihre hübschen Schachteln, Buchdeckel und Behälter, die durch die geschmackvollen Papierdekors ihre edle Ausstrahlung erhalten. Ganz nach alter Tradition eines Gewerbes, das – wie mittlerweile so viele – der wachsenden Industrialisierung längst zum Opfer gefallen war. Denn die Buchbinderei, die im 15. Jahrhundert in Klöstern eine überaus lebendige und angesehene Zunft war, verlor mit zunehmender Technisierung immer mehr an Bedeutung. Umso charmanter ist die Tatsache, dass sich eine junge Frau gerade in Zeiten von Kindle & Co dieses alten Gewerbes besinnt und es sogar mutig zur beruflichen Basis erwählt.

Rechtzeitig vor Weihnachten hatte Lena Mayr also bereits eine ansehnliche Auswahl an Musterschachteln und Boxen produziert, um der neugierigen Kundschaft ihr Handwerk vorzustellen. Zu ihrer großen Erleichterung durfte sie feststellen, dass sich überraschend viele Menschen an ihrer Handarbeit erfreuten und rege Nachfrage an ihren geschmackvollen Produkten abseits des herkömmlichen Mainstreams entstand. Nicht nur der eigene Bekanntenkreis und die Laufkundschaft auf den Weihnachtsmärkten, auch so mancher Geschäftskunde setzte auf die hübschen Dekore und verpackte Weine, Marmeladen, Blütensalze und Tees in den dekorativen, nachhaltigen Pappeverpackungen und bescherte der Jungunternehmerin damit einen erfolgreichen Start.

Feines ästhetisches Handwerk

Neben den fertigen Federschachteln und Weinkartons, Stifte- und Marmeladeboxen sieht Lena Mayr ihre Stärke vor allem in der Flexibilität der kleinen Handwerkstatt und der schier grenzenlosen Individualität, die sie ihren Kunden bei Größe, Form und Dekor bieten kann. „Erst kürzlich habe ich für eine Naturkosmetiklinie eigene Verpackungen gefertigt, die genau an die Größe des Inhalts angepasst waren. Erst dadurch wird das Geschenk so richtig perfekt!”

Um der Nachhaltigkeit ihrer Produkte noch mehr Gewicht zu geben, will sie in Zukunft nach dem „cradle-to-cradle”-Prinzip nur mehr umweltfreundliche Papiere und Kartonagen verarbeiten, um an der Vermeidung von Müllbergen teilzunehmen. Mit Geschenkverpackungen, die nach dem Auspacken jedenfalls bestimmt nicht in den Altpapiercontainer wandern, sondern noch lange als Augenweide und Aufbewahrungsbox für allerlei Verwendung finden. „Ästhetik ist mir sehr wichtig. Und wenn Kunden in meine „lenarie“ kommen, sich Papier- und Schachtelmuster ansehen und ich bemerke, wie berührt sie von ihrer Schönheit sind, macht mich das richtig glücklich!” Und so sollte es ja schließlich immer sein – leben und arbeiten ganz nach dem Motto: Do more of what makes you happy!

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